Digitalisierung der Schulen: Revolution von „unten“
Die Corona-Krise hat uns gezeigt: Deutsche Schulen sind weder besonders gut digital aufgestellt, noch auf Krisensituationen wie Homeschooling vorbereitet. Und das, obwohl bereits vor Jahren der DigitalPakt des Bundesministerium für Forschung verabschiedet wurde. Deshalb trafen Schulschließungen Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern hart: Denn ohne entsprechende digitale Infrastruktur und Medienkompetenz von Lehrkräften bestand der Unterrichtsalltag über Wochen und Monate hinweg an vielen Stellen aus überlasteten Schulservern, hundertfach eingescannten Übungs- und Aufgabenblättern, Kommunikationschaos und völlig entnervten Beteiligten.
Es wurde und wird viel diskutiert und nach Ideen, Konzepten und Lösungen geforscht. Umgesetzt hat man aber trotzdem zu wenig. Kein Wunder, dass der Frust bei den Betroffenen tief sitzt. Es gibt sie zwar, die Musterbeispiele von Schulen, innovativen Pädagogen und Schülern, die zum Teil sogar bereits weit vor der Krise Konzepte entwickelt haben, die den Einsatz moderner Medien zum Vorteil aller möglich machen könnten. Nicht alle Schulen standen also vor dem „digitalen Nichts“. Doch individuelle Wissensunterschiede und infrastrukturelle Gegebenheiten sind nicht nur zwischen den einzelnen Bundesländern enorm, sondern auch innerhalb der Kommunen, zwischen Schularten oder gar den einzelnen, an ein und derselben Schule unterrichtenden Lehrkräften. Auch die Tatsache, dass übergeordnet große Uneinigkeit darüber herrscht, welche Medien überhaupt genutzt werden dürfen, macht das Chaos aktuell perfekt.
Die Unterschiede sind riesig – das macht es so schwierig
So unterichten beispielsweise immer noch Lehrkräfte, denen keine dienstliche Email-Adresse zugewiesen wurde. Und es gibt Schulen ohne eine digitale Lernplattform, die dem aktuellen „state of the art“ entspricht – vor allem im Hinblick auf die vielfach diskutierte Datenschutzthematik. Die Folge: Motivierte Lehrer:innen, die ihren Schüler:innen gerne auf eigene Faust ermöglichen möchten, mit digitalen Medien zu arbeiten, und die ihren Unterricht trotz Pandemie weiterhin interessant gestalten wollen, tun dies aus der Not heraus über private Geräte und Medien wie etwa WhatsApp. Lehrkräfte haben hierbei eine Arbeitswoche, die der eines hochdotieren Managers gleichkommt und versuchen in ihrer Freizeit den „Laden am Laufen zu halten“, indem sie Schüler:innen und Eltern abtelefonieren, weil schon wieder niemand auf die eingesendete Aufgabe reagiert hat. Zu guter Letzt kümmern sie sich auch noch um die Administration ihrer Kolleg:innen, die mit der ganzen Technik des 21. Jahrhunderts nicht so firm umgehen, wie sie selbst.
Vom Lehrer zum Manager
Diese Art der Arbeit übertrifft offensichtlich bei Weitem die Rolle und Stellenbeschreibung einer Lehrkraft. Sie müssen gleichzeitig IT-Fachkraft sein, werden für ihre Mühen aber nicht entlohnt. Wollen wir wirkliche so eine massive Überlastung unserer Pädagogen mit „Nebensächlichkeiten“, die eigentlich schon längst Standard sein sollten? Ist das gut für unsere Kinder? Jetzt können wir viel über die zugrundeliegenden Fehler unserer Bildungspolitik streiten – und es ist aus unserer Sicht natürlich auch weiterhin wichtig, dass wir uns Gehör verschaffen. Wir haben aber beschlossen, dass wir gerne mit unserem Fachwissen Hände reichen möchten, damit wir neben den vielfach geschwungenen Reden auch endlich in die breite Umsetzung kommen können. Denn für uns ist klar: Um Lehrkräfte entlasten zu können, braucht es vor allem eines – Manpower! Ganz nach dem Motto: „Die digitale Schule braucht mehr Macher“.
Digital ohne Qual
Digital darf keine DigiQUAL sein! Damit das gelingt, müssen wir die Fachkompetenz dorthin bringen, wo sie dringend benötigt wird: Mit snoozepaper – ein aus dem Englischen abgeleitetes Kunstwort: „Das liebe Papier macht jetzt mal ein Nickerchen“ – unterstützen wir Schulen etwa bei der Erstellung eines Medienentwicklungsplans (MEP) und zeigen, mit welcher Ausstattung digitales Lernen und Unterrichten für alle Beteiligten möglich wird – und überblickbar bleibt. Je nachdem, wo eine Schule aktuell im Digitalisierungsprozess steht, kann auch eine Einführungs- und Anwenderschulung für die Lehrkräfte im Fokus stehen. Hier ist es vor allem wichtig, alle so schnell wie möglich auf den gleichen Wissensstand zu bringen und die Menschen hinter der Rolle zu sehen. Nicht jeder verfügt über die gleiche Grundmotivation, technische Features kennenzulernen und jeder hat sein eigenes Tempo. Manchmal gibt es Berührungsängste oder die Sorge, Autorität gegenüber den Schüler:innen einzubüßen, weil man selbst mit der ganzen Technik nicht so gut zurechtkommt wie sie. Auch im Rahmen schulinterner Fortbildungen kristallisiert sich schnell heraus, welche Lehrkräfte noch etwas mehr Unterstützung mit den für sie neuen und aus ihrer Perspektive herausfordernden Medien benötigen. Um schnell helfen zu können, bieten wie Lehrkräften daher auch Einzel-Coachings an, in welchen sie 1:1 umsetzbare und erprobte Unterrichtsimpulse an die Hand bekommen und lernen, welche Apps und Tools sich für den digitalen (Fern-)Unterricht eignen.
Da ein Mitglied unseres Teams als Lehrerin selbst Anwenderin der von uns empfohlenen Medien ist, können wir unsere Beratungs- und Schulungsleistungen gleich auf die drei Es prüfen: Effizienz, Eignung und Einfachheit. Es gibt viele Ansätze und Konzepte für die digitale Unterrichtsgestaltung. Für uns ist wichtig, den verfügbaren Bestand zu einer möglichst einfachen, nutzenoptimierten Variante zu verdichten. Unser Angebot richtet sich an Lehrer:innen aller Couleur und unabhängig vom Wissensstand. Die Anforderungen sind einfach so individuell wie die Menschen selbst. Und vor allem möchten wir dort helfend ansetzen, wo die Selbsthilfe aktuell als zusätzliche und zeitaufwendige Last empfunden wird. Und das Allerwichtigste: Der Einsatz digitaler Medien soll natürlich auch Spaß machen! Denn erst, wenn die Lehrkraft selbst gerne damit arbeitet, kann sie dies auch vermitteln.
Mehrschichtiges Vorgehen zur langfristigen Lösung
Um langfristig eine gangbare Lösung für alle zu finden, brauchen wir ein abgestimmtes Vorgehen. Stichwort: Bildungsgerechtigkeit. Es hilft uns als Gesellschaft nicht weiter, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht. Allerdings befinden wir uns aktuell an einem Punkt, an dem wir uns entscheiden müssen: Wollen wir weiter auf Antworten warten oder wollen wir es mit einer vielleicht nicht so perfekten, dafür aber hier, jetzt und heute umsetzbaren Lösung versuchen? Wenn wir nicht versäumen, die Methoden im Laufe der Zeit an übergeordnete Konzepte anzupassen und es schaffen, einen offenen Austausch zu pflegen, stehen die Chancen gut, die digitale Transformation des Bildungssystems zu meistern.