Internationaler Tag des Kusses

Echtes Commitment statt auferlegter Verantwortung

von Sevgi Ates

Als Führungskraft trägt man Verantwortung. Natürlich. Das wissen wir. Aber was heißt das eigentlich? Und was passiert mit Menschen in Unternehmen, die diese Verantwortung eigentlich gar nicht haben wollen, sondern in ihre Führungsposition, wie schon so oft erlebt, irgendwie reingerutscht sind? 

Der Begriff und vor allen Dingen die Bedeutung von „Verantwortung“, ähnlich wie „Erwartung“ oder „Veränderung“, lastet oft schwer auf dem Gemüt der Menschen, die sie tragen. Etwas zu tragen impliziert ja auch gleich, zusätzlichen Ballast mit sich herumzuschleppen. Das Bild von hängenden Schultern und einem krummen Rücken kommt einem direkt in den Sinn und scheint dafür schon fast exemplarisch zu sein. Nicht selten ist Verantwortung mit Druck, Angst oder Unsicherheit verbunden und genau diese Art von Emotionen führen zu einer inneren Instabilität und blockieren unsere Leistungsenergie – im Beruflichen wie im Privaten. 

Echtes Commitment statt auferlegter Verantwortung

Also nicht wirklich erstrebenswert so eine Führungsposition mit Verantwortung, oder? Dieses Blockiertsein erleben wir bei unseren Projekten und in der Wirtschaft immer häufiger und zwar nicht nur auf Managementebene. Für jedes gute Ergebnis müssen Menschen dann immer mehr Energie aufbringen und zerreißen sich am Ende fast dabei. Ein Teufelskreis, aus dem wir unbedingt aussteigen bzw., den wir umkehren müssen. Wie schaffen wir das? Zum Beispiel über Sprache und Kommunikation – eins unserer wichtigsten Werkzeuge. Blicken wir also zunächst darauf:

Der Begriff „to commit oder sich committen“ heißt so viel wie sich bekennen oder sich verpflichten. Ein Commitment kann sich auf ein Ziel, eine Aufgabe oder eine Person beziehen. Es geht in der Umkehrung des Vorherigen immer von einem intrinsisch getragenen „Selbst“ aus – von innen, nicht von außen auferlegt. Wer sich dessen bewusst ist und danach handelt, schafft wesentlich mehr Verbundenheit zu seiner Aufgabe und damit die besten Voraussetzungen für ihr gutes Gelingen. Die eigenen Kräfte können frei und ohne Blockaden von innen nach außen fließen, um persönliche Ziele zu erreichen. 

Das Industriezeitalter ist vorbei

Die klassische englische Übersetzung von Verantwortung wäre Responsability. Es gibt im Englischen aber auch noch das Wort Accountability. Das weist uns auf uns selbst zurück: Was kann ich mir zurechnen lassen? Was zahlt also ein auf mein konkretes Denken, Handeln und Umsetzen?

Das Industriezeitalter hat vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, auch auf Führungsebene, die Verantwortung und Accountability abgewöhnt. Die finanzielle Verantwortung blieb ausschließlich bei Unternehmern und Selbstständigen oder wurde komplett an den Staat abgeschoben. Die Folge: Wer keine eigenen Entscheidungen mehr trifft oder treffen darf, der kann sich nicht selbst helfen, ist nicht mehr bei sich. Daraus entsteht die Entfremdung von der eigenen Persönlichkeit und eine zunehmende Fragmentierung.

Nachdem der Mensch im Industriezeitalter nur ein Rädchen im Getriebe war, dem eine spezielle Aufgabe zugeteilt wurde, haben sich nun in der Wirtschaft die Begriffe der Selbst- und Eigenverantwortung etabliert. Mit den neuen Anforderungen wird auf intellektueller Ebene die Antwort, sprich das Lösen einer Sache oder Aufgabe, wieder auf uns selbst zurückgeworfen. Stellt sich nur noch die Frage: Wo bekommen wir die Antwort nun auf einmal her, wenn wir Jahrzehnte davon weg „konditioniert“ wurden und uns die Antwort stets von „oben“ vorgegeben wurde? Wir dürfen beziehungsweise müssen uns nun mehr denn je unserer Rolle und Aufgabe bewusst sein und selbstbewusst entscheiden, ob wir sie wirklich wollen, ob wir bereit sind, sie anzunehmen – in aller Konsequenz. Wir brauchen eben ein echtes Commitment. 

Die Zeiten ändern sich

Auch jenseits der Wirtschaft ist der Wandel spürbar. Plötzlich lautet die Devise in der Politik: „Wir schaffen das!“ Nicht mehr der Staat alleine ist verantwortlich, sondern überträgt jedem Bürger seine Verantwortlichkeit (wieder) zurück. Junge Menschen halten außerdem die politischen und wirtschaftlichen Entscheider zunehmend „accountable“ in ihrer Verantwortung für Klimawandel, Digitalisierung und Co. 

Jetzt ist also die Zeit mehr als reif dafür, dass wir uns nicht mehr alle Antworten geben lassen, sondern sie uns selbst suchen und auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern helfen, ihre eigenen zu finden. Mit diesem modernen Business Management für den selbstbewussten Menschen im 21. Jahrhundert verfügen wir über ein ganzes Team an Mitgestaltern und Mitunternehmern, die mit neu verteilten Verantwortlichkeiten gemeinsam an einem Ziel arbeiten. So wird die vermeintliche Last zu einem echten Antreiber, der zu besseren Ergebnissen und am Ende sogar zu einer besseren Gesellschaft führt.