Remote Leadership

Erfolgreiches Führen über räumliche Distanz

von Teresa Hertwig

Sie haben es sicher mitbekommen. Corona hat Remote Work und der Digitalisierung vieler Bereiche einen enormen Schub verpasst. Plötzlich war Home Office an vielen Stellen möglich – obwohl es vorher von der Geschäftsführung – oder auch von den Mitarbeitern – kategorisch abgelehnt wurde. Inzwischen haben viele Gefallen daran gefunden und verstanden, welche neuen Möglichkeiten Home Office, besser gesagt Remote Work oder mobiles Arbeiten, ihnen bietet. Damit das kein Strohfeuer bleibt, müssen wir uns jetzt daran machen, die Hauruck-Aktion in eine vernünftige Remote-Work-Kultur und -Struktur umzuwandeln und das ist zunächst einmal Führungsaufgabe.

Viele Führungskräfte glauben immer noch das Märchen, dass Remote Work so funktioniert: Wir schicken Mitarbeiter mit ihrem Laptop nach Hause, eventuell sponsern wir ihnen noch einen externen Monitor und dann können die genau so arbeiten, wie im Büro. Spätestens dann, wenn es daran geht, die scheinbare Kontrolle einer Präsenzkultur ans Remote Work zu verlieren, wird es kompliziert. Denn Remote Teams zu führen, braucht Remote Leadership Skills. Jede Führungskraft muss ihren Führungsstil überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Mein 10-Punkte-Plan für erfolgreiches Führen auf räumliche Distanz hilft dabei:

  1. Seien Sie bei Angst vor Kontrollverlust nachsichtig mit sich selbst.

Wundern Sie sich nicht. Diese Angst ist etwas sehr Menschliches. Wenn Sie eine neue Struktur fürs Remote Führen aufbauen, Sie ihr entgegenwirken.

  1. Klären Sie die Erwartungen mit Ihrem Team.

Nur wenn ein Konsens über die Erwartungen der Zusammenarbeit besteht, kann Remote Work funktionieren.

  1. Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter mit Hilfe zur Selbsthilfe.

Manche Mitarbeiter sind zunächst mit der neuen Art der Selbstorganisation überfordert und brauchen Unterstützung – entweder von einem externen Profi oder von Ihnen, wenn Sie das Thema bereits im Griff haben.

  1. Nehmen Sie sich Zeit für Führung und setzen Sie Ihren Mitarbeitern Ziele.

Achten Sie darauf, dass Ihre Führungsaufgaben nicht wegen eines Bergs an operativen Aufgaben untergehen. Falls doch, delegieren Sie das Operative. Auch bei Remote Work können Sie anhand sinnvoll definierter Tages- und Wochenziele die Leistung Ihrer Mitarbeiter messen und nachhalten. So verschwindet der gefühlte Kontrollverlust meist schnell wieder. Vergessen Sie aber nicht, auch wertschätzendes Feedback zu geben und anzunehmen.

  1. Führen Sie Video-Meetings ein.

Sich nicht mehr täglich zu sehen, kann für viele Mitarbeiter ungewohnt sein. Das führt häufig zu einem Gefühl fehlender Nähe, weil die Kommunikation nun ohne Mimik und Gestik stattfindet. Deshalb sind Video-Meetings unerlässlich, das gilt für Einzel- ebenso wie für Team-Meetings.

  1. Nutzen Sie die richtigen Remote Work Tools.

Führen Sie, anstatt E-Mails als Kommunikationstool zu nutzen, Kollaborationstools wie virtuelle Whiteboards oder auch Post-It-Boards ein, die Abstimmungen und Themensammlungen erleichtern.

  1. Etablieren Sie eine Tool-Etikette.

Um zentral festzuhalten, wann welches Tool wie genutzt werden soll, braucht es Verhaltensregeln, die Sie in einem Teamkodex festhalten sollten.

  1. Stellen Sie bewusst soziale Interaktionen her.

Vielen fehlt bei Remote Work der soziale Austausch. Deshalb zählt es auch zu den Aufgaben einer Führungskraft, proaktiv für Kommunikation und Interaktion zu sorgen. Das können virtuelle Kaffeepausen ebenso wie Walking-Meetings oder gemeinsames Silent Work sein.

  1. Fördern und fordern Sie Vertrauen.

Gegenseitiges Vertrauen ist gerade in einem Remote-Work-Umfeld essentiell. Bei Remote Work hat das Sprichwort „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ völlig ausgedient. Es geht um gegenseitige Transparenz.

  1. Minimieren Sie die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft.

Weil nicht jeder Mitarbeiter Remote Work umsetzen will, sollten Führungskräfte darauf achten, dass keine zwei Lager entstehen. Das Ziel: Schaffung einer Kultur und Struktur der Zusammenarbeit, bei der es ganz egal ist, wo gearbeitet wird – im Büro, im Home Office oder auch sonst irgendwo auf der Welt.