Arbeiten in der Krise, Chance für Arbeitnehmer

Fünf Gründe, warum die Krise für Arbeitnehmer eine Chance ist

von Paul Weißhaar

Wir schreiben das Jahr 2021 – die Welt steckt seit über einem Jahr in einer Krise, deren Ende nicht absehbar ist. Unternehmen in zahlreichen Branchen stehen vor der Pleite. Das Feld, in dem Sie einen vermeintlich sicheren Arbeitsplatz haben, trifft es besonders hart? Plötzlich stehen trotz staatlicher Unterstützung Worte wie Kündigung und Arbeitslosigkeit im Raum. Leider kein Szenario aus einem Horrorfilm, sondern die Wirklichkeit für viele Arbeitnehmer:innen, die bis dato dachten: Mir kann nichts passieren. Mein Job ist save. 

Willkommen in der Realität. Wer, wie ich bis 2020, in der Aerospace-Branche arbeitet beziehungsweise gearbeitet hat, weiß wovon ich rede. Der kennt die Angst und besonders auch die Ohnmacht, der wir gerade dann ausgesetzt sind, wenn sich vieles von jetzt auf gleich ändert, ohne dass wir das wirklich wollen und beeinflussen können. In so einer Situation ist das Allerletzte, was wir hören wollen „In jeder Krise steckt auch eine Chance“. Der Spruch trägt bereits einen Bart bis zum Boden. Und trotzdem gilt er heute mehr denn je. Und auch wenn Sie glauben, dass Sie beruflich und damit in Ihrer Existenz vor der totalen Katastrophe stehen, gibt es zahlreiche Gründe, aus denen Sie sich freuen sollten. Hier sind nur fünf davon, die Ihnen dabei helfen können, Ihre Haltung gegenüber und vor allem auch Ihre Aktionen in der Krise erfolgreich zu verändern.

1. Sicherheit ist eine Illusion

Wenn uns diese Pandemie etwas gelehrt hat, ist es das Wissen darum, dass Sicherheit nur eine gelungene Illusion ist, die wir uns über Jahrzehnte eingeredet haben. Ein Trugbild, das uns seit jeher verkauft wird. „Lern was Anständiges, dann hast du für immer einen sicheren Job“, erzählten uns Eltern und Lehrer. Das ist totaler Blödsinn – wie wir zurzeit unschwer erkennen können. Jede Branche, jeder Job und vor allem auch wir selbst stecken ständig im Wandel. Und in diesem Wandel gibt es stets Faktoren, die wir nicht beeinflussen können. Besser also, wir lernen uns daran anzupassen und erlauben uns einen flexiblen Blick auf das was wir heute – aber auch morgen – tun.

2. Sprungbrett für die Karriere

Was alle Krisen gemeinsam haben, ist der Drang zur Veränderung. Würde alles währenddessen und danach so weiterlaufen wie bisher, gäbe es die Krise nicht. In Unternehmen bedeutet das in der Regel, dass umstrukturiert wird, was das Zeug hält. Wenn Sie sich dagegen wehren, bleibt Ihnen keine Energie mehr zum Mitwirken und vor allem nicht zum Mitgestalten. Machen Sie sich jedoch offen und engagiert ans Mitgestalten, fallen Sie in jedem Fall positiv auf, erhöhen Ihre Karrierechancen massiv und – das ist mein Favorit – entwickeln Ihre Haltung zu Veränderungen generell. Das macht Sie standfest, resilient und erfolgreich.  

3. Zeit aktiv nutzen

Sie kennen doch sicher das Gefühl, nie genug Zeit für all das zu haben, was Sie gerne tun würden. Mehr mit der Familie unternehmen, sich weiterbilden, mit dem Hund wandern gehen, mehr Sport treiben – was auch immer Sie ständig hintenüberfallen lassen. Stellt eine Krise Sie aufs Abstellgleis ist das Ihre Chance, die gewonnene Zeit für genau diese Aktivitäten zu nutzen. Das sorgt für mehr Ausgeglichenheit und Zufriedenheit und gibt Ihnen das Rüstzeug, um auch im Job wieder richtig angreifen zu können, wenn es darauf ankommt.

4. Neue Visionen, neue Wege

Haben Sie sich in Ihrem Job auch schon einmal so richtig „gefangen“ gefühlt? Fehlt Ihnen die Perspektive oder auch ein Anreiz? Dann denken Sie einmal über den Rand Ihrer Job-Description hinaus. Denn werden tatsächlich Abteilungen umstrukturiert oder gar ganz abgebaut, eröffnet Ihnen der flexible Blick eventuell große Chancen – auch außerhalb der Firma. Sich mitten in der Krise selbständig zu machen, mag für Sie nicht gerade attraktiv klingen. Ist es aber. Denn wer Sie loswerden möchte oder muss, ist in der Regel verhandlungsbereit und kann Ihnen mit Abfindungszahlungen oder sonstigen Hilfestellungen einen sanften Übergang in die Selbständigkeit ebnen. Und Sie können sich so ausrichten, wie Sie das schon immer wollten. Eine echte Option für alle, die gerne Verantwortung übernehmen und nicht länger von „oben“ eingeschränkt werden wollen. 

5. Problemlöser werden

Hinter jeder Krise steckt ein Problem – oder zumindest eine fette Herausforderung, aber auch ein neues Unternehmen, das die Lösung für das Problem anbietet. Denken wir zum Beispiel an Smudo, Rapper bei den Fantastischen 4, der, während die Veranstaltungsbranche zu den am stärksten betroffenen Branchen in der Corona-Krise zählt, die Entwicklung der App „Luca“ zur Kontaktnachverfolgung bei Infizierungen nach Veranstaltungen und Gastronomiebesuchen unterstützt. Er wird also zum Problemlöser, anstatt nur über die Situation zu meckern. Das können Sie auch – entweder innerhalb Ihrer Firma oder auch außerhalb. 

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wer ist dieser Typ eigentlich und warum kann ausgerechnet der sagen, wie ich in dieser blöden Situation noch profitieren kann? Ganz einfach, ich habe sie bei mir und einigen anderen miterlebt und den Prozess in allen fünf Stadien durchlebt. Mit „harmlosem“ Dauer-Homeoffice fing es an und endete mit meiner Entscheidung, den „sicheren“ Job im Konzern hinter mir zu lassen. Warum? Ich hatte mich inzwischen in eine hohe Führungsposition gearbeitet und mir war klar, dass ich innerhalb der Firma nicht mehr viel erreichen konnte mit so einer Krise im Rücken. Aber genau diese Krise – die ja nichts anderes ist als ein großer Wandelprozess – habe ich für meine Entwicklung außerhalb des Unternehmens genutzt, die viel mehr meinen Motivations-Motiven entspricht: Lösungen finden für die gefühlten eine Million Probleme, vor denen wir in diesem Changeprozess stehen. Genau das ist meine Leidenschaft. Ich möchte Sie dazu ermutigen, ebenfalls genauer hinzuschauen, auch mal den Blickwinkel zu verändern. Dann finden Sie sicher auch die Vorteile, die Sie aus dieser Krise mitnehmen können.