Schaf oder Chefetage? 3 Strategien zum Upgrade auf die nächste Karrierestufe
So weit so gut. Was Albert Einstein vergessen hat zu erwähnen: Wer sich immer nur wie ein braves Schäfchen in der Herde tummelt, versäumt es, zu glänzen und zu wirken. Und darauf kommt es an.
Von Schafen, Wölfen und Tigern
Zum besseren Verständnis: Das gemeine Haus- und Berufsschaf, vulgär auch Schäfchen genannt, kommt in unseren Breiten häufig vor. Es tritt meist in einer größeren Gruppe auf, Herde genannt, und ist leicht zu erkennen an seinem treuen bis treudoofen Gesichtsausdruck. Den behält das Schäfchen auch dann noch, wenn ihm übel mitgespielt wurde. Diese etwas verträumte Miene signalisiert seiner Umwelt: „Ihr könnt mit mir machen, was ihr wollt. Hauptsache ist, ihr habt mich ein bisschen lieb.“ Auf der anderen Seite stehen Wölfe und Tiger. Die erkennen grinsend schon von weitem, ein leichtes Opfer. Und sie delegieren unangenehme Arbeit, die keine Lorbeeren einbringt, an das Schäfchen. Denn sie wissen, vielleicht wird es ein bisschen rumjammern, vielleicht ein bisschen bocken, aber letzten Endes wird es die aufgehalste Arbeit zuverlässig erledigen.
Ich hoffe, ich habe Ihnen jetzt keine Angst gemacht. Falls doch, keine Sorge. Hin und wieder mal ein Schäfchen zu sein, schadet der Karriere gar nicht. Diese Rolle gibt es in jeder Gruppe, also auch in einer Riege von Topmanagern, sogar im Kabinett der Bundesregierung. Nur haben diese Schäfchen es gelernt, ihre Rolle besser zu kaschieren. Aber für Sie ist wichtig, dass Sie sich auch mal die andere Rolle schnappen, damit Sie nicht einfach nur nach dem Willen anderer hin und her getrieben werden. (Wie hoch ist Ihr Schäfchen-Faktor? Machen Sie den Test.) Für Ihre Karriere bedeutet das, dass Sie sich im ersten Schritt von drei Irrtümern trennen müssen, denen wir zu oft vertrauensselig Glauben schenken.
„Qualität setzt sich früher oder später durch“
Viele, vor allem Mitarbeiterinnen, arbeiten lange Jahre mit dieser uneingestandenen Hoffnung im Herzen. Sie arbeiten verbissen und still vor sich hin und wundern sich so manches Mal, dass Kollegen, die nach ihnen eingestellt wurden, sie schon lange überholt haben und die Karriereleiter hochgeklettert sind. Sie aber hocken immer noch auf ihrer Position – als hätte sie jemand dort vergessen. Dann steigern sie ihren sowieso schon hohen Arbeitseinsatz manchmal bis an die gesundheitsgefährdende Grenze, riskieren Hörstürze, Herzinfarkte und Burn-outs, um irgendwann einmal vielleicht doch gesehen und erkannt zu werden. Die Hoffnung stirbt bekanntlich ja zuletzt.
So ergeht es Claudia, die als Kulturmanagerin bei einer großen Versicherung arbeitet und bundesweit rund um die Uhr die zahlreichen kulturellen Veranstaltungen, Förderpreise, Wettbewerbe und Endausscheidungen organisiert. Sie macht das Unternehmen mit seinem Engagement in der Jugendförderung weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Claudia ist stolz darauf, dass sie so manches Mal die Kastanien aus dem Feuer geholt hat, ohne den anderen auch nur davon zu berichten. Im Gegenteil: Es ist ihr ganzer Ehrgeiz, „es alleine zu schaffen“. Doch sie leidet gleichzeitig an der mangelnden Anerkennung für ihren Einsatz. Jahrelang hängt sie daran, eines Tages doch noch in ihrem Wert erkannt zu werden. Als ihre stressbedingten Krankheiten zunehmen, kündigt sie entnervt und enttäuscht und wechselt die Branche. Im Verlauf der nächsten eineinhalb Jahre versucht die Firma, die Stelle adäquat nachzubesetzen, aber niemand ist den Anforderungen auf diesem Schleudersitz gewachsen. Nach langem Hin und Her wird die Position aufgesplittet. Für das gleiche Anforderungsprofil werden zwei Leute eingestellt – mit voller Stundenzahl. Natürlich hat Claudia im Nachhinein einen Bombenstand im Unternehmen, aber von den überschwänglichen Lobeshymnen hat sie nun nichts mehr.
Meine Strategie: Die meisten Schäfchen vergessen so gerne, dass sie selbst verantwortlich sind für das Bild, das sich andere von ihnen machen. Kein Chef bekommt mit, was Sie den ganzen Tag alles leisten. Qualität in der Arbeit ist notwendig, aber es ist außerdem wichtig, gut über sich und seine Leistung zu reden. Das muss nicht direkt beim Chef oder der Chefin sein. Gezielt an die Kollegen gestreute Informationen über die eigenen Leistungen kommen über Umwege auch bei ihnen an.
„Mit Freundlichkeit komme ich weiter“
In vielen Fällen funktioniert das wunderbar, aber es gibt Menschen, denen Freundlichkeit und Harmonie höchst unwichtig zu sein scheinen. Wer auch nach Beleidigungen oder gebrochenen Vereinbarungen noch freundlich bleibt, gibt Wölfen und Tigern einen Freibrief für weitere Angriffe.
Meine Strategie: Ihr Respekt für Ihre eigenen Bedürfnisse macht den Respekt der anderen erst möglich. Zeigen Sie ihrem Gegenüber also auf, welche Konsequenzen sein verhalten hat und setzen Sie die dann auch durch.
„Demokratie ist die Entscheidungsform, die die besten Ergebnisse liefert“
Ich will hier nicht die Demokratie per se kritisieren. Fahrlässig ist für mich jedoch, wenn wir in ihr auch die beste Lösung für Abstimmungen innerhalb einer Abteilung sehen. Nehmen wir an, Sie wollen in großer Runde ein Herzensprojekt von sich vorstellen, dass Sie jetzt zur Abstimmung stellen wollen. Die Chance, dass das Projekt fair, angemessen und mit der nötigen Konzentration beachtet wird, ist verschwindend gering. Die meisten haben vorher noch nichts davon gehört und sind eher skeptisch. Außerdem werden in Meetingrunden in der Regel viele Themen besprochen. Wie wären Sie denn drauf, wenn Sie sich nach zwei Stunden Diskussionen und Gesprächen das Herzensprojekt eines anderen Kollegen anhören müssten, dass Ihre volle Aufmerksamkeit fordert? Wahrscheinlich alles andere als aufgeschlossen. Stimmt’s?
Meine Strategie: Nehmen Sie sich im Vorfeld einer solchen Sitzung die Zeit, jedem einzelnen Teilnehmer im Vier-Augen-Gespräch Ihre Idee vorzustellen. Bitten Sie um die Meinung des anderen. Dann wissen Sie schon vor der Abstimmung mit hoher Wahrscheinlichkeit, wie die Mehrheitsverhältnisse ausfallen werden. Das kostet zwar viel Zeit. Die ist aber gut investiert und sie laufen nicht Gefahr, Ihr Lieblingsprojekt aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit zu verheizen.
Wenn Sie diesen drei Irrtümern nicht mehr erliegen und den Strategien folgen, lösen Sie sich bereits in großen Schritten aus der Schafherde. Denn Sie können mit einfachen Mitteln den eigenen Wirkungsbereich erweitern, und das Upgrade vom Schaf in die Chefetage erreichen.