Interview mit Sabine Jaeschke über Teamevents mit Mehrwert
Teamevents spielen in Unternehmen häufig beim Thema Teambuilding, aber auch beim Employer Branding, eine große Rolle – egal ob sie live oder digital durchgeführt werden. Marketingexpertin Sabine Jaeschke hat unter dem Titel „Tun bewegt“ ein Teamevent entwickelt, das Teambuilding mit sozialem Engagement verbindet. Im Montagshappen-Interview verrät sie, welche Vorteile das bringt und wie es funktioniert.
Viele Teams haben im letzten Jahr zusammen gekocht oder virtuell „Stille Post“ gespielt und konnten so das Gemeinschaftsgefühl trotz der Distanz erhalten. Warum ist es sinnvoll, das Ganze auch mit sozialem Engagement zu verbinden?
Nicht alle Leute konnten im letzten Jahr ihren Job, wenn auch etwas anders, aber dennoch nahtlos weiter ausüben. Außerdem leben in Deutschland immer mehr Menschen am Rand der Gesellschaft. Laut einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes steht die Armut hierzulande auf dem höchsten Wert seit der Wiedervereinigung. 13,2 Millionen Menschen sind davon betroffen. Dieser Umstand sollte meiner Meinung nach mehr in den Fokus gerückt werden. Klar, Rafting, Flying Fox im Hochseilgarten, Bürogolf oder eine virtuelle Weihnachtsfeier mit lustigen Spielen machen Spaß, aber einen langfristigen Nutzen haben Events dieser Art meist nicht. Weder fürs Team, noch für die Gesellschaft.
Teamevents mit sozialem Engagement zu verbinden, ermöglicht Mitarbeiter:innen den Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand. Das heißt, sie lernen vor Ort – oder auch virtuell – den Alltag sozialer Einrichtungen kennen. Diese berichten über ihre täglichen Herausforderungen und schärfen so das Bewusstsein dafür, was alles auch in einem so reichen Land wie Deutschland im Argen liegt. Die Teilnehmer:innen erleben das als Gemeinschaft. Und zusätzlich erfahren immer mehr Menschen von bestehenden Missständen, erkennen aber auch, wie einfach jeder helfen kann. Diese Art von Teamevent verdeutlicht, wie wichtig es ist, offen zu sein, hinzuschauen, miteinander zu reden, zuzuhören und zu handeln.
Alles Dinge, die wir auch bei der Zusammenarbeit im Team brauchen, oder?
Auf jeden Fall! Außerdem steigt dadurch die Loyalität zum Unternehmen. Mitarbeiter:innen schätzen es sehr , dass dieses soziale Engagement im Rahmen der Arbeitszeit stattfindet. Sie nehmen die Unternehmenskultur positiv wahr und wissen: Unser Unternehmen vertritt Werte. Dieser Punkt wird immer wichtiger bei der Suche nach neuen und vor allem guten Mitarbeiter:innen. Bewerber:innen fragen verstärkt und gezielt nach, wie sich ein Unternehmen für die Gesellschaft einsetzt.
Wie läuft so ein Event konkret ab?
Bei unseren Formaten gibt es zwei Varianten: Eine ganztägige Präsenzveranstaltung und eine 30- bis 45-minütige virtuelle Speedvariante. In beiden Fällen wird in Teams gemeinsam etwas für andere getan. Die schnelle Variante besteht aus einem Film, einem Quiz und einer Diskussion. Über das Quiz erspielen die Teilnehmer Geld für das virtuell besuchte gemeinnützige Projekt. Die Spendensumme für die einzelnen Antworten legen die Führungskräfte des Unternehmens oder Teamleiter vorher selbst fest.
Bei der Variante vor Ort besuchen mehrere Teams gleichzeitig gemeinnützige Einrichtungen und tauchen vor Ort in deren Welt und Arbeitsalltag mit all seinen Herausforderungen ein. Die Projekte werden vorab gemeinsam ausgewählt. Sie verfügen über ein breites Themenspektrum: Es geht um Kinder und Jugendliche, um Altersarmut, um Menschen ohne Krankenversicherung, Inklusion und die Umwelt. Im Anschluss präsentieren sich die Teams das Erlebte gegenseitig und die beste Präsentation wird prämiert. Aber nicht „the winner takes it all“, sondern alle besuchten Einrichtungen erhalten Geld- oder abgesprochene Sachspenden oder Ressourcen, die sie bei ihren Herausforderungen unterstützen.
Im Gegensatz zum Schwarzlichtminigolf klingt das allerdings nach schwerer Kost…
Natürlich werden die Teilnehmer:innen dabei auch mit Tatsachen und Lebensumständen konfrontiert, die nicht schön sind. Aber die Einrichtungen und Projekt leisten auch wirklich Tolles und vermitteln dies auf eine Art und Weise, die sehr viel Platz für Spaß lässt. Das inspiriert viele. Aus unserer Erfahrung heraus können wir sagen, dass viele am Ende des Tages demütiger sind und ihre eigenen Lebensumstände höher schätzen. Die Mitarbeiter:innen lernen abseits des Arbeitsalltags aber auch auf eine neue Art und Weise von und miteinander. Sie erleben sich als Teil eines Teams, das Erfolge für andere erzielt und anderen das Leben freudvoller gestaltet. Das ist viel wert. So ein Erlebnis stärkt den Zusammenhalt, fördert den Teamspirit, belebt, berührt Herzen und macht Spaß und das on top nachhaltig und sinnspendend.