Wichtige Lernimpulse für Führungskräfte
Für Führungskräfte ist eine stetige persönliche Weiterentwicklung Pflicht! Die Komplexität und Veränderungsdynamik der Führungsarbeit verlangen eine permanente persönliche, fachliche und methodische Entwicklung jeder Führungskraft und ihrer Mitarbeitenden. So können Sie nachhaltig lernen, sich verbessern – und Spaß dabei haben.
Durchblick bekommen, Zusammenhänge verstehen, sich seines Wirkens bewusstwerden: Auf dieser Basis ist es Führungskräften am besten möglich, sich weiterzuentwickeln und ihr Verhaltensrepertoire zu erweitern. Ausschlaggebend ist dabei, dass sie ihre blinden Flecke verkleinern: Jene Merkmale ihrer Persönlichkeit, die sich ihrer eigenen Wahrnehmung entziehen, die im Umfeld aber durchaus bekannt sind.
Die Lernfelder identifizieren
Wie aber können Sie sich als Führungskraft Ihren blinden Flecken zuwenden, wenn Sie von denen nichts wissen? Sie werden ja nicht umsonst so genannt… Wenn Sie zum Beispiel durch Ihre Körpersprache Signale senden, die Ihnen gar nicht bewusst sind, Ihre Gestik oder Mimik von Ihren Mitarbeitenden beispielsweise als Unsicherheit interpretiert wird oder als Arroganz. Oder Sie sind sich ziemlich sicher, Ihr Team mit Ihrem Führungsstil zu inspirieren, dessen Mitglieder empfinden ihn allerdings eher als direktiv. Die Grenze ist schmal und Sie werden in der Regel nur durch einen Abgleich der Selbst- und Fremdwahrnehmung hinter Ihre blinden Flecken kommen, um sich dann in diesen Bereichen weiterzuentwickeln und dazuzulernen.
Die nötige Antriebsenergie mobilisieren
Wie bei allen Menschen, kommt es dann darauf an, die notwendige Antriebsenergie fürs Lernen zu mobilisieren. Die Anziehungskraft des Ziels – mehr Selbstsicherheit zu lernen und zu vermitteln – ist dabei ein wesentlicher Faktor. Denn die nötige Energie, um ein Ziel anzugehen und eventuelle Widerstände zu überwinden, entwickeln wir nur dann, wenn uns dieses Ziel wirklich reizvoll erscheint. Weiterhin braucht es Vertrauen, eine Art Zuversicht, dass machbar ist, was wir planen. Zwar darf und soll das Ziel herausfordern, und es ist „normal“, wenn man sich tendenziell überfordert fühlt. Das Ziel sollte aber grundsätzlich erreichbar sein, sonst verlieren wir unser Momentum – und das lähmt. Wichtig ist vor allem aber auch, sich über die nächsten konkreten Schritte klar zu sein. Je nachdem, wie ausgeprägt diese jeweiligen Faktoren sind, lässt sich einschätzen, ob es sich lohnt, die notwendige Energie für eine Veränderung zu mobilisieren. Entscheidende Frage: Wiegt der Wille, die Sache anzugehen, die Anziehungskraft der Zielvorstellung, die Zuversicht in die Machbarkeit und die Klarheit über die nächsten Schritte den Aufwand für die Veränderung auf? Gefühlt müssen Aufwand und Ergebnis beim Lernen im richtigen Verhältnis stehen. Sprich: Die Weiterentwicklung soll sich „lohnen“.
Lernen mit Leichtigkeit
Das klingt pragmatisch und ernst, und ist in der Tat berechnend. Lernen und Weiterentwicklung an sich profitieren aber in hohem Maße von Leichtigkeit. Denn mit der richtigen, angstfreien und spielerischen Haltung lernt es sich deutlich leichter, davon sind auch Führungskräfte nicht ausgenommen. Hilfreich ist daher, auch mit Fehlern entsprechend umzugehen. Der englische Dirigent und Buchautor Benjamin Zander, hat dafür ein schönes Ritual entwickelt: In seinen Meisterklassen lehrt er den musikalischen High Potentials, einen kleinen Freudensprung zu machen, wenn sie beim Vorspielen patzen. Statt sich zu ärgern und frustriert das Gesicht zu verziehen, sollen sie die Arme hochreißen und „I made a mistake, how fascinating!“ rufen. Das ist paradox – und komisch! Aber genau das ist der gewünschte Effekt: Denn einige Male ausgeführt, verankert sich diese Erfahrung im Körper und trägt so zur Entspannung bei. Warum sollte ein Fehler nicht humoristisches Potenzial haben? Zumindest steigt so die Chance, dass Frust und Verbissenheit auf der Strecke bleiben.
Nachhaltige Verknüpfungen im Gehirn schaffen
Nach einigen Jahren in einer Führungsposition werden Sie Ihre Rolle als Führungskraft souverän ausfüllen. Sie ist Ihnen im positiven Sinne zur Gewohnheit geworden – Sie sind geübt und erfahren und verstehen es zum Beispiel, Führungsstile jeweils situationsgerecht einzusetzen, ohne darüber nachdenken zu müssen. Man bezeichnet dies als unbewusste Kompetenz. Im Gehirn sind stabile Nervenbahnen entstanden, in deren Netzwerk alles, was für die jeweilige Fertigkeit notwendig ist, fast automatisch stattfindet. Es ist jedoch nicht selbstverständlich, dass die unbewusste Kompetenz bleibt, beziehungsweise schon in allen Bereichen vorhanden ist. Im Führungskontext gibt es immer wieder Situationen, die nicht automatisch ablaufen. Kommen Sie in eine solche Situation, ist es für Sie wichtig, sich Ihrer Kompetenzen bewusst zu sein und sich darauf zu konzentrieren, das Richtige zu tun. Die neuronalen Wege müssen neu gebahnt werden, damit sie wieder besser gangbar werden.
Lernen wird zum Flow
Ein letzter Punkt: Wenn Lernen nachhaltig gelingen soll, ist das immer einer Form von Flow geschuldet. Je öfter Sie zu positiven Erfahrungen einladen oder eingeladen werden, desto positiver wird auch Ihre Haltung – die dann auf der Basis Ihrer Erfahrungen im Frontalhirn verankert wird. Das heißt: Wenn Sie lernen und sich weiterentwickeln wollen, sollte dies ohne Druck erfolgen. Erfahrungen machen, statt sich Wissen anzueignen ist der richtige Weg. So, wie Sie als Führungskraft Ihre Mitarbeitenden im Bestfall fördern, damit sie sich weiterentwickeln können, sollten Sie auch Ihre eigene Weiterentwicklung angehen!
Buchtipp:
Lead now! Wirksam führen im 21. Jahrhundert
Cornelia Tanzer, Jens Vogt und Jörg Mildner
ISBN: 978-3756841530