Ein Netzwerk für alle Fälle
Wie oft hören wir in Gesprächen mit Angestellten, Freunden und Bekannten den Satz: “Ich könnte das nicht mit der Selbstständigkeit. So ganz ohne das Team und den Austausch mit Kolleg:innen.” Und ja, gerade in Zeiten von Corona, der Abgeschiedenheit im Homeoffice oder im Gegenteil, mit kleinen Kindern, ohne die nötige Ruhe, kann schon anstrengen. Besonders, wenn wir noch mehr Selbstdisziplin aufbringen müssen als üblich, wenn feste Aufträge einfach wegbrechen – wovon sollen Auftraggeber:innen auch bezahlen, wenn sie, dank Corona, selbst keine Jobs bekommen – und, wenn nicht klar ist, wie lange wir noch in der Ausnahme feststecken.
In solchen Situationen möchten wir klar zeigen: Selbständigkeit heißt nicht, dass wir alle Einzelkämpfer:innen sein müssen. Und genau in der Not zahlt sich das aus, was wir uns über Jahre hinweg sorgfältig aufgebaut haben: ein Netz für alle Fälle.
Nähe trotz Distanz
Hunderte von Kilometern entfernt leben und arbeiten die Menschen, mit denen wir ein auch ohne Kontaktbeschränkungen meist virtuelles Team bilden. Auch wir beide „Arbeitsehepartnerinnen“, inzwischen seit rund fünf Jahren eng beruflich verbandelt, treffen uns nur wenige Male im Jahr persönlich, meist, wenn es an gemeinsame Strategietage mit Kund:innen oder gemeinsame Workshops geht. Und trotzdem fängt diese (Arbeits-)Beziehung in der Krise immer wieder das auf, was im Büro Kolleg:innen vor Ort können. Ein spontaner Anruf, nur um etwas Frust abzulassen und am anderen Ende der Leitung eine, die versteht, worum es geht, aber auch weiß, wenn Überreaktion zu nichts führt. Dafür sind wir dankbar. (Fast) jeden Tag.
Eigenes Team – eigene Regeln
Noch ein ganz großer Vorteil des Selbständigen-Netzwerks: Wir können uns die Teampartner:innen aussuchen, selbst entscheiden, Teil welches Teams wir sein wollen und welche Rolle im Team zu uns passt. All jenen, denen Freundschaften am Arbeitsplatz wichtig sind und für die sie einen enormen Motivationsfaktor darstellen, können wir versprechen: Auch das gemeinsame Themen-Telefonat am Morgen, während die eine auf der Gassirunde ist und die andere die Kinder in der Kita abliefert, verbindet enorm.
Mehr Kreativität und Produktivität
Dass wir die Zusammenarbeit über Distanzen und unter Zuhilfenahme technischer Hilfsprogramme gewöhnt sind, hat uns sprichwörtlich den Allerwertesten gerettet in Monaten, in denen andere gezwungen waren, ihren Arbeitsalltag von heute auf morgen massiv umzustellen. Was wir auf jeden Fall bestätigen können: Arbeit macht mehr Spaß und infolgedessen fallen auch Kreativität und Produktivität höher aus, wenn Kolleg:innen sich gut verstehen. Wir sorgen gemeinsam dafür, dass alles, was im Job nicht akzeptabel ist, auch nicht hingenommen wird und wir können uns immer aufeinander verlassen – keine:r lässt sein Team im Stich. Denn wir haben es uns ja selbst ausgesucht. Und gemeinsam machen wir das besser, was wir als Angestellte in verschiedenen Unternehmen immer bemängelt haben.
Damit das immer klappt, haben wir ein paar Regeln definiert, damit das Netzwerk stets stabil steht:
- Wer sich eingesteht, dass er nicht alles alleine kann oder andere in manchen Dingen einfach besser sind, der hat schon den ersten Schritt getan. Wir beide führen ein sehr unterschiedliches Leben: Eine mit kleinen Kindern und daher hauptsächlich im Homeoffice, die andere, wenn nicht gerade Corona ist, ständig unterwegs. Das ist allerdings für uns kein Hindernis, sondern eine wunderbare Chance zur Ergänzung.
- Neid, Angst und Konkurrenzdenken sind alles Erfolgsverhinderer. „Konkurrenz belebt das Geschäft“ ist ein veralteter Glaubenssatz. Konkurrenz fördert nur eines: Konkurrenz. Um wirklich innovativ zu arbeiten brauchen wir die Kooperation.
- Kooperation braucht vor allem Vertrauen. Dafür benötigt es eine offene und klare Kommunikation. „Über Geld spricht man nicht“, gibt es nicht unter Geschäftspartnern. Je mehr eine Geschäftsbeziehung einer Freundschaft gleicht, desto wichtiger ist es, klare Regeln zu formulieren und sich im Anschluss daran zu halten.