Neugierig zu sein gehört bei Merck als Treiber für die Zukunft zur Unternehmenskultur. So hat das Wissenschafts- und Technologieunternehmen eine Neugier-Initiative ins Leben gerufen, die den Wert mit Leben füllen und die Neugier am Arbeitsplatz steigern soll. Das hat die Montagshappen wiederum neugierig gemacht – und veranlasst, Projektleiterin Christine Blum-Heuser um ein Interview zu bitten.

Um zukunftsfähig zu bleiben, setzt Merck auf Neugier. Warum halten Sie Neugier für Ihr Business für so wichtig?

Neugier ist die Energie, die unser Unternehmen seit mehr als 350 Jahren antreibt. Denn Neugier ist die Triebkraft für wissenschaftlichen Fortschritt, ohne Neugier wären viele wissenschaftliche Durchbrüche gar nicht möglich gewesen. So ist Neugier der erste Schritt zur Innovation, der Schlüssel für unseren zukünftigen Unternehmenserfolg und zugleich ein Instrument zur Beantwortung der großen Herausforderungen der Menschheit. Fortschritt lebt von neugierigen Köpfen, deshalb wollen wir dieser Neugier einen guten Nährboden bieten.

In Ihrem Unternehmen gibt es eine Neugier-Initiative. Was hat es damit konkret auf sich?

Für Merck als Wissenschafts- und Technologieunternehmen ist es wichtig, das Thema Neugier mit wissenschaftlicher Tiefe zu betrachten. Deshalb haben wir eine fortlaufende Studie zur Neugier am Arbeitsplatz durchgeführt, arbeiten im sogenannten Curiosity Council mit internationalen Neugier-Experten zusammen wie Dr. Todd Kashdan, Professor für Psychologie an der George Mason University, Washington, oder dem Redner und Autor Dr. Carl Naughton, der mehr als zehn Jahre über Lernpsychologie an der Universität Köln forschte. Mit von der Partie sind zudem Dr. Sophie von Stumm, Professorin für Psychologie an der York University, und Andreas Steinle, CEO des Zukunftsinstitut Workshop. Unser 350-jähriges Jubiläum im letzten Jahr haben wir übrigens ebenfalls unter das Motto „Neugier“ gestellt.

Sie haben das Thema „Neugier am Arbeitsplatz“ 2016 und 2018 unter Arbeitnehmern in den USA, Deutschland und China untersucht. Was sind die grundsätzlichen Erkenntnisse aus Ihren Studien?

Unsere Studien, die mit Arbeitnehmern aus unterschiedlichen Branchen, Altersgruppen und unterschiedlich großen Unternehmen durchgeführt wurden, haben interessante Erkenntnisse gebracht. Die deutschen Arbeitnehmer lagen im Neugier-Index leicht vor ihren Kollegen in den USA und China. Zudem war der Anteil der besonders neugierigen Arbeitnehmer in Deutschland in allen Altersgruppen relativ gleichmäßig verteilt. Das war zum Beispiel in China signifikant anders. Dort lag der Anteil der besonders Neugierigen bei den Millenials sehr hoch, fiel aber in den anderen Altersgruppen sehr stark ab. Zudem hatte in allen Ländern die jüngste untersuchte Altersgruppe, die Generation Z, den größten Nachholbedarf in Sachen Neugier. Das zeigt, wie wichtig es ist, an dieser Stelle aktiv zu werden, denn diese Generation wird in Zukunft an entscheidender Stelle für das Treiben von Innovationen verantwortlich sein.

Gibt es kulturelle Unterschiede bezüglich Neugier?

Kulturelle Unterschiede haben wir tatsächlich feststellen können. Besonders deutlich werden sie, wenn man Verstärker und Barrieren für die Neugier am Arbeitsplatz betrachtet. In Deutschland ist Freiheit ein wichtiger Motivator: Projekte eigenverantwortlich betreuen und selbst wählen können, wie man Aufgaben löst. Dieser Verstärker rangiert in den USA nur an zweiter und in China gar nur an vierter Stelle. Dafür ist in China die öffentliche Aufmerksamkeit für erbrachte Leistung ein Top-Verstärker. Außerdem konnten wir feststellen, dass das Bewusstsein für die Notwendigkeit zur Digitalisierung in China viel stärker verankert ist. Dort wird in fast 50 Prozent der Unternehmen der Unternehmensleitung bescheinigt, dass sie die Digitalisierung zur Priorität erklärt hat. Deutschland hinkt diesbezüglich mit nur 35 Prozent klar hinterher.

Was tut Merck, um die Neugier seiner Mitarbeiter zu steigern?

Neugier kann in einem Unternehmen nur dann gelebt werden, wenn sie Teil der Unternehmenskultur ist. Deshalb gibt es bei Merck verschiedene Aktivitäten, die das Bewusstsein für den Wert der beruflichen Neugier fördern sollen. So bieten wir neben unseren wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema auch ein Online-Training auf einer internen Trainingsplattform an und starten gerade ein Pilot-Programm, dass die Neugier und damit das innovative Denken innerhalb von Teams steigern soll. Zudem hängen Neugier und Fehlerkultur eng zusammen. Dazu haben Kollegen aus unserem Innovation Center einige Aktivitäten gestartet. Vor kurzem fand in Darmstadt unsere sechste Fuck-up-night statt, ein Format bei dem Kollegen von ihren Fehlschlägen erzählen und ihre Lerneffekte daraus schildern.

Über diese Maßnahmen hinaus schauen wir aber auch, schon beim Recruiting gezielt darauf, dass wir besonders neugierige junge Menschen für unser Unternehmen gewinnen können: Unsere Ausbildungsabteilung, die pro Jahr circa 200 Auszubildende betreut, hat das Thema Neugier in ihre Auswahlkriterien aufgenommen.