Als Oma ist man nicht zu alt für politischen Protest. Im Gegenteil: Gerade im Alter ist es notwendig sich als Frau politisch zu engagieren, meint die Österreicherin Monika Salzer. Mit ihrer Protestbewegung „Omas gegen Rechts“ mobilisiert sie ältere Frauen, öffentlich aufzutreten – als Gruppe, die auffällt.
Frau Salzer, Sie sind bei dem diesjährigen „25 Frauen Award“ von mehr als 1.000 Nominierungen unter die 25 Frauen gewählt worden, die mit ihrer Stimme unsere Gesellschaft verändern. Hätten Sie bei der Gründung Ihrer Initiative „Omas gegen Rechts“ im November 2017 mit solch einer Auszeichnung gerechnet?
Als ich die „Omas gegen Rechts“ am 16. November 2017 in Wien auf Facebook gründete, hatte ich das Gefühl, dass der Augenblick gestimmt hat. Denn vielen Menschen meiner Generation ist es wie mir ergangen: Entsetzen über eine neue Regierung in Österreich, die mit dem Hass auf Flüchtlinge den Wahlkampf gewonnen hat. Dass ich dafür einmal ausgezeichnet werden würde, lag nicht in meiner Vorstellungskraft. Umso mehr freue ich mich, dass wir internationale Aufmerksamkeit bekommen.
Mit Ihrer Protestbewegung „Omas gegen Rechts“ wollen Sie älteren Frauen eine Stimme geben und sie politisieren. Dabei nutzen Sie stark das Internet, gegründet haben Sie Ihre Initiative über Facebook. Warum der Weg über Facebook angesichts der doch eher geringen Nutzung des Kanals von Frauen Ü60?
Die Mitglieder von „Omas gegen Rechts“ sind circa 55 bis 75 Jahre alt. Frauen über 60 sind aber auch ein selbstverständlicher Teil des Internets. Diejenigen, die aus persönlichen Gründen nicht auf Facebook sein wollen, können uns über die Website erreichen. Fest steht: Ohne Internet wäre unsere Plattform nicht gelungen. Also: Wir sind wachsam, wir sind online!
Sie gehen unter anderem auf die Straße, weil Sie sich in Verantwortung für die Jugend sehen. Wie ist der Austausch mit den jungen Leuten und welche Rückmeldungen kriegen sie von ihnen zu „Omas gegen Rechts“?
Schon zu Beginn wurden wir von den jungen Menschen positiv wahrgenommen, weil wir uns mit ihnen in unseren Forderungen solidarisieren. Dass wir für unsere Kinder und Enkelkinder einstehen, ist klar. Wir sind alt und hatten unsere Zeit. Die Jugend nennt uns „cool“, weil für uns die Erhaltung der parlamentarischen Demokratie ein zentrales Anliegen ist. Und diese ist in Gefahr, zerstört zu werden.
Als Jugendliche haben Sie gegen den Vietnamkrieg rebelliert, später gegen Atomkraft. Inwiefern rührt die Motivation für Ihre jetzige Protestbewegung aus der 68er Zeit?
Wir fürchten uns nicht vor der Straße. Wir haben in unserer Jugend die Erfahrung gemacht, dass die Straße der Ort der Zivilgesellschaft ist, wo unterschiedliche Meinungen ausgetauscht werden können. Außerdem hatten wir eine bessere Ausbildung als unsere Mütter, wir sind selbstbewusst und haben die letzten 40 Jahre mitgestaltet.
Was ist mit den Opas? Vermissen Sie politischen Protest bei den Männern Ihrer Generation?
Die Opas sind auch bei uns, ungefähr 20 Prozent der „Omas“ sind Männer. Wie sie sich sonst im Protest organisieren, dazu kann ich nicht viel sagen. Unser Anliegen ist es, älteren Frauen eine Stimme zu geben. Wenn ältere Männer aber eine „Opa-Gruppe“ gründen wollen – nur zu.