Die Geschichte hat schon gezeigt, was passiert, wenn Utopien mit großen und langfristig angelegten Plänen verfolgt werden: Sie bleiben Utopien. Oft ist dann die Schlussfolgerung, dass das Ziel eben nicht erreichbar ist, vielleicht wäre es das aber – mit ein bisschen mehr Spontaneität. Das gleiche gilt auch für die eigenen Lebensziele.
„Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ ist noch immer eine beliebte Frage in Bewerbungsgesprächen und wie ich diese Frage verabscheue! Woher soll ich denn wissen, was mir in dieser langen Zeit alles passieren wird, welche Veränderungen es geben wird und wie es mir in fünf Jahren gehen wird…?
Pläne sind nicht per se schlecht, aber sie garantieren keine Sicherheit
Natürlich ist es erst einmal gut, einen Plan zu haben, am besten auch einen Plan B und C für vorhersehbare Komplikationen. Und völlig planlos sind wir sowieso selten. Dafür sind wir viel zu sehr an Verpflichtungen und gesellschaftliche Regeln gebunden, die wir verinnerlicht haben. Die große Kunst ist es jedoch, die Balance zu finden, zwischen dem eigenen „Masterplan“ – den gesammelten und wohldurchdachten Zielen, Wünschen und Gewohnheiten – und der Fähigkeit, den Augenblick zu leben. Also nicht nur in der Zukunft und ihren Utopien zu leben, sondern auch unsere Gegenwart zu genießen.
Alles können wir sowieso nicht im Voraus überblicken, beziehungsweise wird es sogar immer weniger, das sich überhaupt noch planen lässt. Auch wenn wir uns auf Regeln fokussieren und uns an Anleitungen halten, geschieht das, was wir Leben nennen: Plötzlich ist alles anders und wir können nicht damit umgehen, weil es für diese Herausforderung kein Regelwerk gibt, an dem wir uns entlanghangeln können.
Unsere scheinbare Sicherheit ist dahin und wir stehen regungslos vor einem Berg von Ratlosigkeit. Sie sehen schon: Es gibt einfach keine Sicherheit. Sie ist reine Illusion. Um aber bei Herausforderungen nicht wie ein Kaninchen in Schockstarre zu verfallen, brauchen wir eine gewisse Flexibilität im Kopf, die uns erlaubt zu improvisieren. Die gute Nachricht ist: Diese Spontaneität lässt sich schon mit wenig Zeitaufwand und einfachen Übungen trainieren.
1. Spontaneität fängt ganz einfach damit an, regelmäßig „ja“ zu sagen.
Damit lassen wir uns auf Veränderungen ein. Ich meine auf keinen Fall ein „Ja, aber …“. Denn das ist ein verstecktes „Nein“. Ich spreche von einem „ja, und …“, das uns erlaubt, flexible Möglichkeiten nicht nur in Erwägung zu ziehen, sondern auch wirklich umzusetzen. Ein klares „Ja“ ist der erste Schritt in Richtung gesteigerter Spontaneität und weniger Planungsstress. Ich sehe das so: Wenn eine neue Herausforderung aus dem Nichts auftritt, haben wir zwei Optionen: Wir können uns über diese neuen Hürden ärgern und in eine Schockstarre verfallen oder wir geben unserer Spontaneität eine echte Chance und wagen den Sprung ins kalte Wasser. Das bewirkt, dass wir viel wacher durchs Leben gehen und plötzlich neue Wege entdecken, die uns bisher gar nicht aufgefallen sind. Diese Wege führen uns zwar raus aus unserer Komfortzone, aber dafür rein ins Abenteuer Leben. Wir gelangen plötzlich an Orte, die wir bisher nicht kannten und die uns neue Perspektiven eröffnen. Wir gehen auf Erlebnisreise und meistern ganz nebenbei immer wieder neue Herausforderungen. Und das alles nur, weil wir „Ja“ gesagt haben.
2. Jede Herausforderung genießen!
Hand aufs Herz, wenn etwas auf den ersten Blick so aussieht, als ob es schwierig werden könnte, neigen wir dazu, es lieber gleich zu lassen. Es ist allzu menschlich, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Da werden wir zum trotzigen Kind, das laut „Nein!“ schreit. Am besten ist es doch, wenn alles so bleibt, wie es ist. Leider können wir das nicht immer selbst entscheiden. Ändern Sie also Ihre Herangehensweise an Herausforderungen, die sich Ihnen in den Weg stellen. Wenn Sie sich und Ihre Haltung dazu verändern, löst sich so manches Hindernis einfach in Luft auf oder Ihnen kommen plötzlich kommen die besten Ideen, weil Ihr Kopf frei ist von dem Zwang, unbedingt an alten Regeln festzuhalten.
3. Lassen Sie Fehler zu!
Was uns meistens davon abhält, spontan zu sein, ist die Angst davor, etwas Falsches zu tun oder eine falsche Entscheidung zu treffen. In unserer Kultur ist es offensichtlich tief verwurzelt, dass Fehler zu machen etwas Schlechtes ist. Und wer will schon ständig etwas Schlechtes machen. Wenn Sie Fehler jedoch zulassen können, lernen Sie mit jedem kleinen und großen Fehler dazu. Ich mag ein Zitat von Henry Ford sehr gerne, der in jedem Scheitern auch immer den Fortschritt gesehen hat:
„Wenn alles gegen dich zu sein scheint, dann erinnere dich, dass ein Flugzeug nur gegen den Wind abhebt und nicht mit dem Wind.“
Auch Ford wusste, dass sich Fehler nicht vermeiden lassen, egal wie sehr wir uns anstrengen, alles richtig zu machen. Verändern Sie also am besten schnell Ihre Haltung dazu. Wichtig ist nur, dass Sie aus ihren Fehlern auch wirklich etwas lernen und nicht denselben Fehler immer und immer wieder machen. Hierzu hatte Oscar Wilde eine schlaue Meinung:
„Der Profi macht nur neue Fehler. Der Dummkopf wiederholt seine Fehler. Der Faule und der Feige machen keine Fehler.“