Stellen Sie sich vor, Sie stehen an der Supermarktkasse und hinter Ihnen bricht ein Kind in lautes Schluchzen aus, weil sein Vater gesagt hat, dass es den begehrten Schokoriegel nicht haben kann. Es hat sicher vorher schon andere Strategien angewendet wie bitten und betteln oder aber es hat durch trial and error schon gelernt, dass wirklich nur eine zum Erfolg führt – bitterliches Weinen – und überspringt gleich alle anderen. Kinder sind Meister darin, Dinge durch Versuch und Irrtum zu lernen. Wir Erwachsenen tun uns damit viel schwerer, denn wir geben ungern zu, dass wir uns irren.
Trial and error oder Learning by doing: Auf die Rahmenbedingungen kommt es an
Und dass, obwohl in der Theorie Konzepte wie „Learning by doing“, was auch bedeutet, dass man beim Tun Fehler macht, gesetzt sind. Sie werden gar nicht mehr hinterfragt. Der Ausdruck reicht weit zurück, wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sogar zum Slogan, als das Tun im Gegensatz zum bloßen Auswendiglernen in der pädagogischen Theorie und der schulischen Praxis an Bedeutung gewann. Das ist auch gut so, denn was bringt uns reines Wissen, wenn wir es nicht auch anwenden können? Gerade in der heutigen Zeit, in der sich alles so schnell wandelt, ist „lernen durch handeln und versuchen“ sinnvoll. Denn für viele Probleme oder Aufgabenstellungen gibt es keine Blaupause, auf die wir zurückgreifen können. Wir müssen neue Lösungen entwickeln. Dafür brauchen wir aber auch das richtige Umfeld:
- Zum einen eine gute Fehlerkultur. Denn nur wenn Fehler und Irrtümer wirklich einberechnet und als etwas Positives für den Lerneffekt akzeptiert werden, funktionieren Herangehensweisen wie „trial and error“ und „learning by doing“.
- Zum anderen bringt es nichts, wenn wir einfach machen, machen, machen. Dann fehlt nämlich eine wichtige Zutat, die oft vergessen wird: Aufmerksamkeit. Das Lernen läuft nicht einfach nebenbei, auch nicht, wenn man etwas tut, statt etwas auswendig zu lernen.
Learning by doing and asking questions
Damit sich Neues in unserem Gehirn festsetzt, müssen wir im Bewusstsein für den jeweiligen Lernprozess lernen. Sonst werden Erfahrungen sofort durch vermeintlich Wichtigeres überschrieben. Wir brauchen Zeit, um neu Gelerntes zu reflektieren, zu wiederholen und im Gedächtnis zu verankern. Häufig helfen schon Notizen zu den Fragen „Was ist entscheidend für mein Handeln am Arbeitsplatz?“ oder „Was ist mir schon gut gelungen und was kann ich noch besser machen?“. Beim Schreiben mit der Hand werden Informationen bereits das erste Mal gefiltert und in eine Art Schrank einsortiert. Diese Ordnung hilft beim Merken. Sie erinnern sich so nicht nur an das Geschriebene, sondern auch daran, wo es steht.
Lernen hat außerdem immer eine soziale Komponente, das heißt, am besten, wir Versuchen gemeinsam Lösungen zu finden oder tauschen uns in Gruppen über die wichtigsten Learnings des Tages oder der Woche aus. So müssen andere auch nicht unbedingt noch einmal die gleichen Fehler machen.