Viele Menschen scheuen sich vor schwierigen Entscheidungen, denn es könnte ja etwas schiefgehen. Doch nicht zu entscheiden geht nicht, beziehungsweise ist das ebenfalls ein Risiko: Auch wenn man eine Entscheidung aufschiebt, ist das eine klare Wahl für den Status Quo. Das bedeutet oft Stillstand, keine Weiterentwicklung und wer sich nicht weiterentwickelt, der wird abgehängt oder ist nicht mehr Herr über sein Leben.
Aber wie trifft man die richtige oder überhaupt eine Entscheidung ohne Glaskugel, mit der man in die Zukunft schauen kann. Es ist unmöglich alle Informationen zu sammeln, die man gefühlt braucht, um sicher zu sein. Pokerprofis treffen – ebenso wie Unternehmer und viele andere Menschen – nicht nur hin und wieder, sondern täglich Entscheidungen unter Unsicherheit und unvollständiger Information. Diese Unsicherheit ist auf den ersten Blick unser größter Feind. Gute Spieler verstehen jedoch, dass das damit verbundene Risiko auch unser größter Freund ist. Ohne Unsicherheit entsteht kein Markt. Gäbe es sie nicht, gäbe es nichts zu entscheiden und man könnte auch keine besseren Entscheidungen treffen als sein Gegner, seine Mitbewerber, seine Konkurrenten oder man selbst vor einem Monat. Es gäbe keinen Gewinn und keine Entwicklung.
Gute Spieler heißen Unsicherheit willkommen, denn sie treffen öfter bessere Entscheidungen als die schlechten Spieler. Und dadurch entsteht langfristig ein positiver Erwartungswert.
„No risk, no fun“ und „Ohne Risiko kein Gewinn“
Und genau um einen langfristig positiven Erwartungswert geht es, nicht um kurzfristige Gewinne. Darum, weiterzuspielen, zu überleben oder als Unternehmen „am Markt“ und konkurrenzfähig zu bleiben. „Ob eine Entscheidung eine gute Entscheidung war, wissen wir erst hinterher.“ Das höre ich oft, kann ich aber so nicht unterschreiben. Es ist viel sinnvoller, die Qualität der Entscheidung zum Entscheidungszeitpunkt zu analysieren, bevor man sie trifft – so gut es eben geht und so intensiv wie nötig, und sie dann abzuhaken. Je nach Zufallseinwirkung ergibt sich daraus kurzfristig ein positives oder ein negatives Resultat. Je größer die Unsicherheit, desto häufiger liegt man auch falsch. Das liegt in der Natur der Sache.
Reflexion und knallharte Selbstkritik sind dafür notwendig, aber nicht nur das. Ein guter Pokerspieler ist kein Einzelkämpfer – auch wenn es oft so scheint. Pokerspieler sind untereinander sehr eng vernetzt, bilden Lerngruppen, tauschen sich aus. Jeder profitiert von einem guten Netzwerk und der Meinung einschlägiger Experten.
Verlust muss sein
Wie geht man mit den zwangsläufig auftretenden negativen Resultaten um? Ganz einfach: man akzeptiert sie, ist froh, scheitern zu dürfen, denn um erfolgreich zu spielen, MUSS man sogar häufiger scheitern, als man gewinnen DARF. Dies gilt bei jeder Investition mit Upside-Potenzial und auch für die persönliche Weiterentwicklung.
Allerdings setzt ein professioneller Pokerspieler niemals alles auf „eine Karte“. Er geht unzählige kleinere, überlebbare und vor allem kalkulierte Risiken ein. Und zwar immer dann, wenn er einen positiven Erwartungswert hat. Der entsteht selbst dann, wenn er nur jedes zehnte Mal „gewinnt“, aber dafür einen elffachen Gewinn erreicht.
Aufs „kalkulierte Risiko“ setzen
Zu mathematisch? Wichtig ist zu verinnerlichen, dass kurzfristige Resultate oft negativ ausfallen, obwohl die Entscheidungen gut und richtig waren. Kurzfristige Resultate sind einem Profi aber egal! Wir möchten bessere Entscheidungen treffen als der Markt oder unsere Konkurrenz. Und wir möchten bessere Entscheidungen treffen als letzten Monat. Auch bei persönlichen Entscheidungen sollte man sich nur die langfristigen Entwicklungen ansehen.
Wer kontinuierlich die richtigen Entscheidungen trifft und nie zu viel auf eine unsichere Einzelentscheidung setzt, dem ist langfristiger Erfolg garantiert. Denn viele profitable, gute Entscheidungen addieren sich auf. Die positiven Resultate kommen dann von selbst.