Tiere, sie begleiten unser Leben: als treuer und bester Freund des Menschen, als Kuschel-Katze oder unterhaltsamer Hamster. Wir haben uns die kleinen Zeitgenossen zu eigen gemacht und lieben sie wie unsere eigenen Kinder. In manchen Fällen sogar mehr – der Hund darf als Partnerersatz ins Bett, Partys werden abgesagt, weil der Hund nicht mitkommen darf, Urlaube in den Süden kommen nicht in Frage, damit der Hund nicht fliegen muss.
Andererseits boomt die Fleischindustrie, jeder möchte sein eigenes, günstiges und auch noch gutes Schnitzel auf dem Teller haben. Nicht selten essen wir Deutschen zu allen drei Mahlzeiten Fleisch oder Wurst. Laut dem Ernährungsreport 2017 ist Fleisch noch immer die Leibspeise der meisten. Wir verzehren pro Kopf im Durchschnitt 60 Kilogramm im Jahr, obwohl „nur“ 16 bis 31 Kilogramm als gesund gelten.
Die Zeit der Pelzmützen ist wieder da
Gleichzeitig sollen nicht nur unsere Haustiere kuschelig sein, sondern auch unsere Kleidung. Jacken und Taschen mit Fellbesatz sind so populär wie nie und sie prägen bald wieder das Straßenbild, wenn es draußen kälter wird. Pelzfarmen feiern diesen Trend und töten zuhauf Tiere, die sich kuschelig auf den Kapuzen neureicher Teenies tummeln – weil es so schön weich ist und cool aussieht.
Zugegeben, der Mensch hat schon immer gejagt. In unserer Evolution ist der Verzehr von Fleisch ein wichtiger Bestandteil und trug zur Entwicklung unseres Gehirns bei. Doch wie sieht es heutzutage aus? Brauchen wir Fleisch für unsere Nahrung?
Das Schwein als Haustier?
Wenn wir Menschen vorschlagen, doch Hunde oder Katzen zu grillen, wehren sie entsetzt ab. Warum? Weil Hunde mehr Fell haben als Schweine? Wussten Sie, dass Schweine viel intelligenter sind als Hunde? Zumindest können sie mehr Kommandos lernen und erkennen sich selbst in einem Spiegel. Trotzdem essen wir sie ohne mit der Wimper zu zucken, karren sie zu Tausenden in die Schlachthäuser. Derzeit herrscht ein so großes Leid, wenn wir an die Massenproduktion denken, dass man es unter keinen Umständen mehr schönreden kann. Die Fakten sind auch hinreichend bekannt.
Umfragen zu Folge, nehmen sich immerhin viele vor, bewusster zu konsumieren und für bessere Haltungsbedingungen auch mehr zu bezahlen – Tendenz steigend, aber was wird davon am Ende tatsächlich umgesetzt? Halten unsere Vorsätze bis zum Kühlregal?
Wenn Sie das hier lesen, beschleicht Sie da nicht auch ein Gefühl der Ambivalenz? Kommt es Ihnen nicht auch seltsam vor, dass wir das eine Tier lieben und herzen, das andere jedoch töten lassen und als Nahrung oder Kleidung bevorzugen? Empathie mit Tieren scheint also eine äußerst selektive Geschichte zu sein. Wie kommt das?
Es geht uns zu gut
Die Antwort ist so simpel wie verstörend: Es geht uns einfach zu gut. Wir haben alles, immer und überall zur Verfügung. Und andererseits ist das Leid, das auf der Welt herrscht, so groß, dass wir es nicht mehr schaffen, wirklich und ehrlich hinzuschauen. Und die Menschen, die sich zahlreichen Tierleid-Filme auf den Social-Media-Kanälen ansehen, wissen meist sowieso schon Bescheid.
Das heißt also im Klartext: wir sind zu egoistisch, um zu verzichten und zu empfindlich, um der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Der Kampf zwischen eigenem Ego und dem Wohl der anderen wird allzu oft zugunsten der eigenen Interessen ausgefochten, statt innezuhalten und eine Entscheidung zu treffen, die unseren Konsum einschränken würde, aber auch das Tierleid radikal mindert.
Am 1. Oktober ist Weltvegetarier-Tag. Vielleicht ist das mal ein Anlass zu prüfen, wenn sie wieder vor dem Regal mit den allzu billigen Tierprodukten stehen, ob sie kurz ein wenig empathisch mit den Tieren umgehen können, – auch mit denen, die wir nicht tagtäglich streicheln oder füttern. Dann entscheiden Sie, ob das eigene Wohl, das eigene Schnitzel wichtiger ist als das Leid, dem Nutztiere Tag für Tag ausgesetzt sind.