Als ich vor inzwischen zwei Jahren mit dem Kollegen Ralf Schmitt das Buch „Kill dein Kaninchen! Wie du irrationale Ängste kaltstellst“ veröffentlicht habe, hätte ich nie gedacht, dass es nach so langer Zeit wieder so aktuell sein könnte. Im Moment grassiert wieder eine Menge von den Ängsten, die wir als „irrational“ bezeichnen. Bitte nicht falsch verstehen. Ich finde es gar nicht lustig, dass Menschen an einem Virus sterben, das wir zumindest zurzeit noch nicht beherrschen können. Und ich bin auch keine Anhängerin von Theorien, die Angriffe von Außerirdischen oder eine Verschwörung anderer Staaten gegen uns vermuten. Mir geht es hier nur um eins: Wir dürfen uns nicht verrückt machen vor Angst.

Angst lähmt

Denn wenn wir erst im Angstkreislauf feststecken, sind wir Menschen unglaublich gut darin, uns immer weiter hineinzusteigern. Ja, ich kann das auch richtig gut. Hand aufs Herz, Sie doch auch, oder? Wie vielen anderen geht es mir als Selbständige Journalistin und PR-Beraterin gerade so, dass zahlreiche Aufträge wegbrechen. Gelder, die ich dieses Jahr fest eingeplant hatte, fallen einfach von heute auf morgen weg. Ich arbeite für zahlreiche Künstler und Experten, von denen viele im Moment selbst ihre Existenz bedroht sehen. Die Konsequenz: PR und Textarbeiten spielen in solchen Zeiten für sie nur eine untergeordnete Rolle und gehören zu den Kosten, die sie als erstes streichen. Ob das richtig ist, spielt dabei keine Rolle. Es verschafft ihnen aber etwas Luft zum Atmen und die Angst, die sie täglich lähmt, können sie damit in Schach halten. Das ist für mich schrecklich. Aber ich kann es verstehen und würde wahrscheinlich an ihrer Stelle genauso handeln.

Sie sehen also, ich sitze im selben Boot wie so viele, die zurzeit nicht wissen, wie es weitergehen soll und wird. Da ich aber nichts mehr hasse, als Schockstarre, möchte ich mich von meiner Angst nicht lähmen und schon gar nicht definieren lassen und habe mir einen persönlichen 5-Schritte-Plan geschaffen, der mich immer dann, wenn der Angsthase in mir zu groß wird, wieder in die Aktion und in die Kreativität zurückbringt. Denn nur dann bin ich stark, resilient und kreativ.

Schritt 1 – Einatmen, Luft anhalten, ausatmen

In Situationen, in denen ich Angst habe, schlafe ich meist schlecht. Und das macht die Tage danach in der Regel auch nicht effektiv. Ich setze also da an, wo ich etwas erreichen kann. Um besser einzuschlafen, fokussiere ich mich auf meinen Atem. Mein Trick: Ich zähle beim Einatmen durch die Nase auf vier. Danach halte ich die Luft für rund sechs Sekunden an. Beim Ausatmen lasse ich sie durch meine leicht geöffneten Lippen für rund acht Sekunden wieder ausströmen. Meist brauche ich nicht mehr als zehn solche gezählten Atemzüge und ich habe mich trotz Stress und Ängsten ins Schlummerland verabschiedet. Mit einer guten Mütze Schlaf, sieht die Welt am nächsten Morgen viel besser aus als am Abend, wenn der Körper die Produktion von Glückshormonen einstellt und damit noch mehr Raum für meine Ängste bereitstellt.

Schritt 2 – Die Fakten betrachten

Ob Virus, Ärger mit Kunden oder Beziehungsstress – Fakten finden und mir selbst dazu Fragen zu stellen, hilft mir stets dabei, mich wieder locker zu machen. Zurzeit heißt das: Es gibt ein Virus, das uns auf der ganzen Welt vor neue Herausforderungen stellt und Dinge von uns verlangt, an die wir bisher nicht einmal gedacht haben. Ist das anstrengend? Auf jeden Fall! Bedrohen die Maßnahmen, die Regierungen beschlossen haben, meine und viele andere Existenzen? Ja! Und das ist furchtbar und sollte nicht so sein. Kann ich das ändern? Nein! Was kann ich ändern? Meine Haltung zur Situation. Ich kann mich lähmen lassen, hadern, mich ungerecht behandelt fühlen… Oder ich nutze meine Energie dafür, die Situation zu akzeptieren und mir zu überlegen, wie ich das Beste daraus mache oder welche Chance sich mir bietet.

Schritt 3 – Für gute Laune sorgen

Nichts bremst mich mehr als meine eigene schlechte Laune. Ja, manchmal möchte ich mich an einem Tag einfach so richtig furchtbar fühlen und am liebsten würde ich mich dann von der ganzen Welt bedauern lassen. Und wenn die Welt es schon nicht tut, dann kann ich das ja erledigen. Selbst ist die Frau! Wenn dann aber so ein Tag vorbei ist, finde ich das Schlechtfühlen schon wieder ganz schön öde. Um aber in den Gute-Laune-Modus zu gelangen, brauche ich ein paar Tricks.

  1. Das Joker-Lachen: Dafür die Mundwinkel, ob Ihnen danach ist oder nicht, zu einem Lächeln hochziehen. Am besten soweit, dass sich um die Augen Lachfältchen bilden. Damit senden Sie dem Gehirn die Botschaft „Ich bin gut drauf“. Und das Gehirn sagt. Super! Dann schick ich dir mal ein paar Glückshormone! Danke schön! Dem Gehirn ist es nämlich ziemlich egal, ob ich lache, weil ich etwas lustig finde oder einfach nur so tue als ob. Also Mundwinkel hoch! Dann gibt’s pures Glück, ohne viel Aufwand.
  2. Lieblingssongs hören: Bei mir sind das komischerweise oft eher düstere Songs von Bands wie The Cure, Siouxie and The Banshees oder den Sisters of Mercy – die Älteren unter Ihnen werden sie vielleicht noch kennen – an die ich viele positive Erinnerungen aus der Vergangenheit geknüpft habe. Für andere sind es eher klassische Happy-Songs oder Schlager. Was auch immer Sie mögen. Hören Sie hin und singen Sie mit, auch wenn Sie in Quarantäne sind und andere zuhören. Muss ja nicht für ewig sein. Meist reichen ein paar Minuten und die gute Laune stellt sich von selbst ein.
  3. Wünschen und Träumen: Wenn gar nichts mehr geht, lege ich mich einfach hin, schließe meine Augen und wünsch mir was. Dazu stelle ich mir ganz genau vor, wie eine Situation sein müsste, damit sie mich glücklich macht. Ich stelle mir zum Beispiel gerade vor, wie ein Buch, das ich schon längst schreiben wollte, fertig vor mir auf dem Tisch liegt – frisch aus der Druckerei angeliefert und schon x-fach vorbestellt – das ist ja klar. Ich sehe es bereits auf der Spiegelbestsellerliste und mich mit Cocktail am Strand die Einnahmen aus den Verkäufen verprassen! Funktioniert das? Also bei der Parkplatzsuche klappt das bei mir meistens. Energie geht einfach in die Richtung, in die man sie schickt. Das ist ja nun wirklich nichts Neues. Also warum soll ich nicht den nächsten Spiegelbestseller schreiben? Und selbst, wenn es nicht oder nicht sofort passiert, gibt mir die Vorstellung Antrieb und macht gute Laune. Ziel erreicht!

Schritt 4 – Mutig sein, Entscheidungen zu treffen

Nie war Disruption so automatisch wie heute. Es sind erst ein paar Tage, an denen die Welt, wie wir sie kannten, einfach stillsteht und sich nicht mehr so weiterdreht, wie wir das bisher gewohnt waren. Und schon werden Maßnahmen umgesetzt, die jahrelang schier unmöglich waren. Hätten Sie sich vorstellen können, dass sich in Ihrer Firma plötzlich sogar die Chefs für Homeoffice der Angestellten begeistern können? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Aber diese Wahl steht zurzeit nicht zur Debatte. Also tun wir alle das, was nötig ist, um weiterzumachen – im Homeoffice.

Schritt 5 ­ – Zukunft planen und durchführen

Im Grunde ist dieser Schritt die konsequente Umsetzung von Schritt 4. Was tun, wenn es so, wie es bisher war, nicht weitergeht? Werden Sie kreativ und planen Sie, was Sie die nächsten Tage, Wochen und Monate tun wollen, um nicht unterzugehen. Vielleicht schreiben Sie ein Buch, wie ich es plane. Vielleicht möchten Sie lieber einen Online-Shop für Selbstgstricktes eröffnen? Vielleicht lernen Sie Programmieren und bieten allen, die einen Online-Shop haben möchten, die geeignete Softwarelösung an? Es spielt keine Rolle, so lange Sie es angehen. Vielleicht starten Sie auch einen Aufruf zum Beispiel auf facebook um Mitstreiter zu finden, die diesen Weg mit ihnen gehen, sobald Sie wieder gemeinsam nach draußen dürfen. Und wenn nicht, dann treffen Sie sich eben weiterhin erst mal virtuell. Es geht. Auch ohne Angst. Das beweisen wir zurzeit und hoffentlich auch in Zukunft jeden Tag.