Vor einigen Jahren musste ich mich einen Tag vor Heiligabend arbeitslos melden. Mein damaliger Gesellschafter hatte sich aus Kosten- und Strategiegründen dazu entschieden, von jetzt an selbst Geschäftsführer des Unternehmens zu sein. Die Kündigung traf mich aus heiterem Himmel, nur wenige Stunden nach meiner Rückkehr aus perfekten Flitterwochen. Die Stunden und Tage, die folgten, kann man mit Fug und Recht als Krise bezeichnen. Während die ganze Welt erholsame Feiertage genoss, war ich machtlos. Denn eine Jobsuche über Weihnachten und Silvester, war schlicht unmöglich. Da halfen selbst mein starkes Netzwerk und meine guten Kontakte nichts. Die Welt steht über die Feiertage einfach still. Meine Emotionen hingegen, brodelnden und ich hatte schlichtweg keinen Plan, wie das neue Jahr aussehen würde. Wir hatten alle finanziellen Polster für Hochzeit und Hauskauf verbraucht, ich hatte meine CEO Rolle PR-seitig in die Welt geschrien und war an dieser Stelle schlicht gescheitert.

Der Wille eine Krisensituation auszuhalten ist das Wichtigste

Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich dazu zu zwingen, Ruhe zu bewahren und einfach nichts zu tun. Die Feiertage verbrachte ich – wie ohnehin geplant – alleine mit meinem Ehemann und nutzte die gewonnene freie Zeit die letzte Karrierestation zu analysieren, meinen Hobbies nachzugehen und mich um Sachen zu kümmern, die viel zu lange liegen geblieben waren. Mein einziges Ziel: täglich die aufkommende Panik über die berufliche und finanzielle Ungewissheit zu unterdrücken. Mein stoischer Wille diese Situation auszusitzen war größer als alles andere. Mein rationales Denken sagte mir: nach jeder Krise muss wieder ein Aufwärtstrend kommen.

Der Mensch braucht Krisen, um zu wachsen

Glücklicherweise musste ich diese Krise nicht lange ertragen, denn nach nur sechs Wochen unterschrieb ich einen neuen Arbeitsvertrag. Der brachte zwar nicht so viel Ruhm und Ehre wie der eines Start-Up CEOs, aber dafür eine bessere Work-Life Balance, ein breiteres Themenspektrum, viel Freiheit und auch deutlich mehr Lohn. Rückblickend war dieser Verlauf das Beste, was mir hätte passieren können. Einerseits wurde mein damaliges Unternehmen niemals so erfolgreich wie erhofft. Ich hätte wahrscheinlich sehr lange das berühmte tote Pferd durchs Dorf gezogen, ohne wahrhaben zu wollen, dass es tot ist. Andererseits hat mir der Rollenwechsel einen so großen Perspektivwechsel gebracht, dass ich deswegen heute selbstständige Unternehmensberaterin bin. In dieser Krise habe ich viel über Demut, Planungsunsicherheit und auch Transparenz gelernt. Denn das Selbstwertgefühl kann niemals geringer sein als wenn man sich am 23.12. arbeitslos melden muss.