Einen Küss-Deinen-Partner-Tag zum Anlass zu nehmen, seine Frau oder seinen Mann zu küssen hätten Ben Schulz und Martin Sänger vor ihrem Lebenscrash vielleicht ganz praktisch gefunden, um daran erinnert zu werden, dass es neben ihrer Arbeit ja auch noch einen Partner zu Hause gibt. Wenn sie so eine schnöde Information bei ihrem Vollgas-Leben denn überhaupt mitbekommen hätten. Heute, nachdem sie beide einmal durch die Hölle – aber auch wieder zurück – gegangen sind, betrachten die beiden Männer ihr Leben jedoch anders.

Soziale Kontakte – abgehängt

Ben und Martin kennen das Leben auf der Erfolgsspur und den Adrenalin-Kick, den der Geschwindigkeitsrausch mit sich bringt. Beide waren erfolgreiche Geschäftsmänner, die den Fokus ihres Lebens auf Arbeit, tolle Häuser, dicke Autos und berufliche Anerkennung gelegt hatten. Wer jedoch gedankenlos mit den Fuß auf dem Gaspedal steht, dem fällt schnell nicht mehr auf, was alles verschwommen an einem vorbeirauscht. Bei Ben und Martin war das einiges, was aus dem Fokus verschwunden war: die Gesundheit, aber vor allem ihre sozialen Beziehungen, wie die Ehefrau, Kinder, Freunde und Familie, die sie abgehängt hatten. Am Ende brach alles über ihnen zusammen, wie ein Kartenhaus: Herzinfarkt, Insolvenz, Freunde und Familie weg und plötzlich wurden sie knallhart mit sich selbst konfrontiert.

Was ist wirklich wertvoll?

Bezeichnend ist die Erkenntnis, die die beide an ihrem bittersten Tiefpunkt gewonnen haben: bei Martin war es eine Nahtoderfahrung und bei Ben ein schwerer Autounfall. Sie dachten in dem Moment weder an ihre Erfolge, noch an ihre Häuser oder Autos – sondern an ihre Beziehungen. Bens erste Worte nach dem doppelten Überschlag mit seinem Wagen auf der Autobahn waren: “Wir hätten früher heiraten sollen“. Er stellt sich seit dem jeden Tag bewusst die Frage:  „Wer bin ich?  Fülle ich meine Rollen aus? Achte ich auf die Dinge, die wirklich Wert haben?“.

Während Martin nach seinem Zusammenbruch im Krankenhaus auf dem EKG die Nulllinie seines Herzens Alarm schlagen hörte, sah er sich mit seiner Frau vor dem Traualtar stehen – und nicht seinen Kontostand. Er sagt selbst: „Da habe ich realisiert, worauf es ankommt. Ich sah Erlebnisse, und nicht das, was ich erreicht oder mir gekauft hatte.“ Seither macht er aus jedem Tag einen Küss-Deinen-Partner-Tag.