Spricht man uns darauf an, ist uns mehrheitlich klar, dass sich das Unglück kein spezielles Datum sucht, um sein Unwesen zu treiben. Studien und Statistiken bestätigen das ebenfalls. Unterbewusst ist es für uns jedoch nicht immer leicht, uns dem Einfluss eines Pechtages, einer Unglückszahl oder unserer eigenen Wahrnehmung zu entziehen. So stehen wir einerseits mit beiden Beinen fest im Alltag und haben andererseits doch Angst, an einem 13. in den Flieger zu steigen. Manche gehen an diesem Tag noch nicht mal mehr aus dem Haus oder finden es nachvollziehbar, dass Hotels zu 80 Prozent auf die korrekte Kennzeichnung des 13. Stockwerks verzichten.
Was ist Priming?
Auszeit-Expertin Christina Kropp denkt, dass das am so genannten Priming liegt. Der Begriff bezeichnet die (subtile) Beeinflussung unseres Denkens. So nuanciert dieser Einfluss auch sein mag, die Auswirkungen auf unseren Gemütszustand und unser Verhalten können massiv werden. Es passiert schnell, dass wir frühere Erfahrungen und Geschichten, die wir gehört haben, auf die heutige Realität übertragen. Plötzlich sind sie wahr und wirken sich assoziativ auf unser Leben aus. Und das kann fatale Folgen haben.
Erwartungen die eintreffen (müssen)
Stellen Sie sich die erste Begegnung mit einem Mann vor. Er trägt eine schwarze Hose und einen schlichten grauen Pullover. Zur Begrüßung gibt er Ihnen nicht die Hand und das, was er sagt, ist auch mehr ein Murmeln als ein ganzer Satz.
Sie haben vorher über den Mann von folgendes gehört:
- Variante: Er ist ein Patriarch und Machtmensch. Er beobachtet seine „Opfer“ und „schlägt zu“, bevor sein Gegenüber überhaupt zucken kann.
Also denken Sie: Was für ein ungehobelter Mensch! Und Sie rechnen damit, dass seine Manieren noch schlimmer werden.
- Variante: Er ist ein ganz ruhiger zurückhaltender Vertreter, der gerne im Hintergrund bleibt und nicht im Mittelpunkt stehen will.
Also denken Sie: Vielleicht kann ich ihn ja aus der Reserve locken, wenn ich ihn in ein Gespräch verwickle.
Der erste Eindruck hängt also zweifelsfrei mit unseren Erwartungen zusammen und dem, was wir unterbewusst als Geschichte gespeichert haben. Dieses unbewusst ausgelöste Denken kann natürlich durch späteres anderes Verhalten dieses Menschen revidiert werden. Das ist aber ziemlich schwer.
Bleiben Sie bei sich!
Gerade wer an einem schwarzen Freitag schon einmal „Pech“ hatte, wird sich also nur schwer von der Erwartung lösen können, dass es sich um einen schlechten Tag handelt. Oder eine schlechte Konstellation: Das berühmte Wembley Tor ist ein wunderbares Beispiel für Priming. Aber auch weniger abergläubische lassen sich vom Mythos beeinflussen. Auszeit- und Business-Coach Christina Kropp rät: „Wer sich davon befreien will, sollte bei sich bleiben.“ Denn wenn wir Negatives oder Unangenehmes erwarten, trifft es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein. Sind wir uns dessen bewusst, lassen sich jedoch auch viele Situationen in unserem Alltag anders betrachten und in neue Bahnen lenken. Wenn Sie merken, dass das Gedankenkarussell, was alles passieren könnte und was das für Folgen hätte, losgeht, atmen Sie durch. Verlangsamen Sie die Situation, indem Sie irgendeinen Satz in Zeitlupe sprechen. Das langsame Sprechen entschleunigt gleichzeitig auch das Denken und die Vielzahl an Ideen, die auf uns einstürmen.
Gönnen Sie sich eine kleine Auszeit, eine Tasse Tee oder Kaffee und hören Sie sich selbst zu. Wenn wir unsere Wahrnehmung zu sehr auf das Außen richten, ist vieles mit Ängsten verbunden – und Angst ist Illusion. Sie entsteht aus Erfahrungen und Befürchtungen, die oft gar nicht wahr, sondern nur in der Phantasie entwickelt werden. Das Gefühl ist aber real. Mit etwas Übung kann man bewusst Abstand nehmen. Erlauben Sie sich Ihre negativen Gefühle und schauen Sie dann gezielt, was Sie ganz persönlich brauchen.