Das Leben scheint ein endlos ansteigender Hügel zu sein, mit nichts als dem fernen Horizont im Blick. Bis wir irgendwann merken, dass wir über den Hügel bereits hinaus ist. Es geht bergab. Das Ende ist in Sicht. So ähnlich fühlt es sich jedes Jahr an, wenn der Herbst beginnt: Gerade haben wir noch den Sommer und die Sonne auf unserer Haut genossen, heute gibt es Dauerregen und gelbe Blätter.

Wir ziehen Bilanz

Dann ist die Zeit gekommen, um Bilanz zu ziehen. Wir fragen uns zum Beispiel: Was habe ich dieses Jahr richtig gemacht und  in meinem Leben? Was falsch? Was wollte ich eigentlich erreichen? Habe ich es ernsthaft versucht? Hatte ich mir mein Leben so vorgestellt? Ist es schlimm, dass es davon abweicht? Hat sich meine Mühe gelohnt? War es das jetzt schon? Geht es längst nur noch ums reine Durchhalten oder will ich mehr vom Leben?

Enttäuschte Erwartungen und neue Ziele

Die Bilanz sieht bei vielen erst einmal nicht rosig aus. Häufig werden unsere Erwartungen vom Leben enttäuscht. Daher stammt vermutlich auch der Begriff der Midlife-Crisis. Aber meistens sind wir vor allem von uns selbst enttäuscht, weil wir es nicht „gepackt haben“. Viele Experten führen diese Lebenskrise darauf zurück, dass die eigenen Erwartungen ans Leben übertrieben waren und die Zufriedenheit im Laufe des Lebens wieder ansteigt, weil wir lernen, uns mit Kompromissen abzufinden. Also geben wir uns alle einfach mit dem Alltag zufrieden und geben auf? Ich glaube kaum.

Bei vielen, gerade bei Frauen, sind es weniger übertriebene Erwartungen, die uns in eine mentale Krise führen. Ganz im Gegenteil haben sie sich meist viel zu lange zurückgehalten, sich gar nicht erlaubt, ihren Träumen und Zielen nachzugehen. Bis jetzt. Natürlich können wir nicht alles erreichen, aber oft mehr als wir denken. Statt uns mit einer negativen Bilanz abzufinden, rate ich dazu, die Krise als Chance zu nutzen.

Es muss nicht gleich das Kloster sein

Mit jeder Krise kommen leider oft die gut gemeinten Ratschläge: ein Sabbatical wäre doch was. Oder ein Urlaub im Kloster. Die Freundin der Nachbarin schwört darauf. Aber Achtung: Das Gegenteil von gut, ist oft gut gemeint. Um herauszufinden, was Sie selbst eigentlich vom Leben (noch) wollen, sollten Sie Ihren eigenen Weg gehen, statt auf den Pfaden der anderen zu wandeln.

Stellen Sie sich die entscheidenden Fragen:

Was wollen Sie selbst? Was möchten Sie mit dem Rest Ihres Lebens anfangen? Was ist am Ende des Tages für Sie wichtig? Dann gehen Sie die ersten Schritte, um den Herbst Ihres Lebens in einen zweiten Frühling zu verwandeln. Zum Beispiel so:

  • Sortieren Sie die Menschen, mit denen Sie sich umgeben ein und aus. Manches, und das gilt auch für Menschen, passt irgendwann einfach nicht mehr.
  • Seien Sie immer wieder wählerisch.
  • Trauen Sie sich, mal wieder eine Zeit mit sich allein zu sein.
  • Machen Sie eine Liste mit Dingen, die Sie nicht mehr wollen und notieren Sie, was das Gegenteil davon wäre.
  • Machen Sie einfach mal Unsinn. Werfen Sie das herabfallende Laub zurück in die Luft. Denn Unsinn machen, gehört zu einem guten Leben dazu.