Christoph Hintermüller, alias Christo, ist studierter Kirchenmusiker, systemischer Coach und Hypnotiseur. Als Teil von „Die Unfassbaren – Comedy-Zauberei & Showhypnose“ sowie den „Nice Guys of Hypnosis“ aber auch solo feiert er seit 2009 Erfolge mit Bühnenprogrammen. Ferner bietet er regelmäßige Fortbildungen in Hypnose an. Wir haben ihn zum Thema „Menschen unter Hypnose“ befragt.

  1. Tragen wir alle eine Maske, hinter die wir erst durch Hypnose blicken können?

Ich sag mal „Jein“. Menschen können meistens im hypnotischen Zustand ihr wahres Ich zeigen. Viele gehen ja verstellt durchs Leben oder verstellen sich absichtlich. Das ist eine Komponente, die in der Hypnose verschwindet. Das ist natürlich gerade im Coaching und im Therapiebereich ganz wichtig, weil wir dann an den wahren Kern einer Person herankommen und entsprechend mit ihr arbeiten können. Auf der Bühne, also wenn wir von Showhypnose sprechen, passiert das nicht. Die Bühne ist ja reine Unterhaltung. Aber im Therapiebereich und im Coaching fällt so eine Maske dann in der Tat schnell ab.

  1. Kann eigentlich jeder Hypnose?

Hypnose ist eine Technik, die theoretisch jeder lernen kann. Allerdings braucht man natürlich auch ein bisschen Talent dafür. Ich vergleiche das gerne mit Klavierspielen. Jeder kann lernen, welcher Tastendruck welche Note wiedergibt, aber nicht jeder wird deswegen gleich zu Lang Lang. So verhält es sich auch mit Hypnose. Es gibt ein paar Voraussetzungen. Die Stimme zum Beispiel spielt eine große Rolle. Eine hohe „Quietschestimme“ macht es schwer, andere in Hypnose zu versetzen. Aber natürlich kann man auch an der Stimme arbeiten. Grundsätzlich ist das Erlernen von Hypnose ein langer Prozess, in dem es auch besonders auch auf Menschenkenntnis ankommt. Dieser Prozess hört auch niemals auf. Ich lerne heute noch in jeder Show etwas dazu. Denn jeder Mensch ist individuell. Das macht die ganze Sache immer wieder aufs Neue so spannend.

  1. Kritiker befürchten oft, dass wir durch Hypnose manipulierbar sind. Stimmt das?

Ich kenne diese Befürchtung und ich bekomme das besonders in der Showhypnose immer wieder vorgeworfen, kann diese Angst aber völlig entkräften. Ich kann zum Beispiel unter Hypnose nichts mit jemandem machen, was gegen seine eigenen moralischen Grundsätze verstößt. Taste ich irgendetwas an, was die Person nicht möchte, funktioniert es auch nicht. Ein ganz einfaches Beispiel: Vor einigen Jahren bin ich in einer Disko in der Schweiz aufgetreten. In einer Disko sind Menschen in der Regel, um sich zu präsentieren. Als ich ihnen in der Hypnose gesagt habe, sie sollten wie Models über die Bühne gehen, hat das prima funktioniert. Dann war da noch ein junger Herr, den ich dazu bewegen wollte, die Zahl „Vier“ zu vergessen. Er zählt „Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf“. Wie sich nach der Show herausstellte, war er Mathematikprofessor und er sagte selbst, es sei völlig unwahrscheinlich für ihn eine Zahl zu vergessen. Deshalb hat das auch nicht funktioniert. Auf der Bühne mag das manchmal aussehen, als würden die Freiwilligen nach meiner Pfeife tanzen. Aber es ist umgekehrt. Ich tanze nach ihrer Pfeife. An dieser Stelle kommt die Menschenkenntnis ins Spiel. Ich muss blitzartig einschätzen, was ich mit einer Person machen kann und was nicht. Ich bin also viel abhängiger von den Probanden als die von mir. Und das ist auch gut so.

  1. Hypnose ist auch als Therapieform anerkannt. Wie nachhaltig können wir mit Hypnose unser Leben verändern?

Vorsicht! Hypnose ist nur eine Methode, um ein Ziel zu erreichen. Allerdings ist sie eine effektive Methode. Wenn ich zum Beispiel mit Hypnose abnehmen möchte, kann ich aber nicht zum Hypnotiseur gehen, der schnippt und ich bin auf Anhieb 30 Kilo leichter. Das wäre schön. Hypnose ist eine Technik, um an das Unterbewusstsein heranzukommen und um es mit dem Probanden gemeinsam umzuprogrammieren. Das heißt aber, er muss es wollen und dazu bereit sein. Wenn jemand zu einem Coach kommt und sagt „ich will gar nicht abnehmen“ oder „ich will gar nicht aufhören zu rauchen“, dann kann ich als Hypnotiseur noch so gut sein, es wird trotzdem nicht funktionieren. Hypnose ist also eine ausgezeichnete Methode, um mit dem Probanden Veränderungsprozesse zu erarbeiten und zu etablieren. Dafür gibt es natürlich auch viele andere Methoden. Aber Hypnose ist nachweislich eine der schnellsten und intensivsten Methoden. Sie ist der Türöffner und das Instrument, um das, was in Coaching-Sitzungen erarbeitet wurde, im Kopf zu verankern. Das klappt gut, weil sie viel mit Bildern arbeitet. Denn unser Unterbewusstsein denkt nur