Daniela Prost arbeitete für RTL und viele Primetime-Shows bevor sie sich 2012 als Hair- und Makeup-Artist selbstständig machte. Heute beantwortet sie Fragen, was es mit Menschen macht, nachdem sie ihre „Maske“ bekommen haben.
Siehst du Veränderungen bei den Menschen während und nachdem du mit ihnen gearbeitet hast?
Ja, deutlich. Die Veränderungen sind allerdings sehr unterschiedlich. Schauspielern hilft die Maske, in ihre oder seine Rolle zu finden. Gemeinsam mit Regie und Schauspieler versuchen wir die optimale Optik zum Rollenprofil zu kreieren. Das hilft dem Schauspieler, Abstand vom eigenen Ich zu gewinnen, um dem Zuschauer die perfekte Illusion einer fiktiven Person zu geben.
Bei Models unterstützt die Maske das Selbstbildnis und im besten Fall das Selbstbewusstsein, um ein Produkt bestens bewerben zu können. Hier liegt der Fokus allerdings auf dem Produkt und dem Kunden. Das kann unter Umständen dazu führen, dass sich ein Modell auch unwohl in ihrer oder seiner Haut fühlt und Haare und Makeup nicht nach dem eigenen Geschmack sind. Von ihnen wird trotzdem erwartet, dass sie genau das verkörpern, was verkaufsfördernd ist und die Maske in dem Fall zu ignorieren.
Bei Bräuten sieht das natürlich ganz anders aus: Im Gegensatz zu Models existiert ihre „Optik“ nur in ihrem Kopf. Es gibt kein Rollenprofil, Drehbuch oder Produktimage, aber sie haben ein ganz genaues Bild von sich vor Augen. Als Makeup-Artist muss ich in der Lage sein, mich in eine Person hineinversetzen zu können, um genau zu erkennen, wie oder wer diese Braut sein möchte. Der Look der Maske muss genau zu ihren Vorstellungen passen, damit sie an ihrem großen Tag glücklich ist.
Die Anforderungen sind also sehr unterschiedlich. Allen gemeinsam ist aber, dass du meist die letzten Minuten oder Stunden mit den Menschen verbringst bevor sie vor die Kamera treten oder ein sehr wichtiges Ereignis in ihrem Leben zelebrieren. Muss man bei diesem Job neben einem guten Makeup noch andere Fähigkeiten beherrschen?
Oh ja! Als Makeup-Artist braucht man eine sehr sensible Empathie. Innerhalb von Sekunden muss man in der Lage sein zu erkennen, was für ein Mensch vor dir sitzt, in welcher Stimmung er sich befindet und was von dir erwartet wird. So muss man situationsabhängig selbst in verschiedene Rollen schlüpfen – vom stillen Zuhörer zum Animateur bis zum Psychologen oder der fürsorglichen Mutti sollte man alles beherrschen.
Wird von dir erwartet, dass du selbst immer perfekt geschminkt beim Job erscheinst?
Früher kam es eher schlecht an, wenn man zu stark geschminkt zum Job kam. Durch die Sozialen Medien hat sich das verändert – wie auch das Bild des Jobs generell, aber ich denke das Wichtigste ist ein gepflegtes Erscheinungsbild. Man sollte authentisch sein, egal welchen „Style“ oder „Typ“ man vertritt. Hygiene muss großgeschrieben werden, sowohl bei sich selbst als auch beim Equipment!!!
In Zeiten von Insta verbreiten sich Trends wie Contouring immer schneller. Das Gesicht eines Menschen verändert sich dabei teilweise recht stark und bei den Trends bleibt es meistens nicht bei einer Technik für vor der Kamera. Was hältst du von solchen Entwicklungen oder extrem starken Veränderungen?
Ich mag Trends und ich liebe Veränderungen, egal in welcher Hinsicht. Das Leben ist zu lang, um immer gleich auszusehen. Ich sehe es allerdings eher kritisch, wenn junge Mädchen auch im Alltag versuchen, gefakte Looks und Optiken auf Instagram und Co. zu kopieren.
Wie muss man sich Schminken, dass man sich nicht maskiert fühlt und noch wie man selbst?
Das kann ich so pauschal nicht beantworten. Während sich die ein Frau mit etwas Mascara und Lippenstift schon als „sehr stark“ geschminkt sieht, braucht es bei der nächsten noch Foundation, Concealer und Co. bis sie sich überhaupt aus der Tür traut. Ich denke, eine gut gepflegte Haut braucht wenig. Aber ganz egal, ob Schminke oder nicht: Jede Frau sollte sich am Morgen etwas Zeit für sich nehmen, um sich mit ihrer ganz individuellen Routine den ganzen Tag wohl zu fühlen.