Lohnt es sich ab einem bestimmten Alter überhaupt noch, etwas für seine Gesundheit zu tun, auch wenn man es bisher mit der körperlichen und geistigen Fitness nicht so genau genommen hat? Definitiv, weiß Medizinerin und Kognitionswissenschaftlerin Dr. Katharina Turecek und dafür müssen wir mit unseren alten Knochen keinen Marathon mehr laufen, denn regelmäßige Spaziergänge helfen schon, uns körperlich fit zu halten. Außerdem sind sie gut fürs Gehirn und reduzieren sogar das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Quasi ein Anti-Aging-Medikament ohne Nebenwirkungen.

KEINE FRAGE DES ALTERS

Wer rastet, der rostet. Das gilt nicht nur für unseren Körper, sondern auch für unser Gehirn. Telefonnummern finden sich in unserem Handy-Speicher, statt in unserem Gedächtnis, unser Orientierungssinn ist dem Navigationsgerät zum Opfer gefallen und ohne Notizbuch lässt uns unsere Erinnerung im Stich. Nach dem Prinzip “Use it or lose it” werden ungenützte Nervenzellen und deren Verbindungen abgebaut. So schrumpft der Hippocampus, unsere Gedächtniszentrale um bis zu 2% jährlich.

GEHEN WIRKT: DER DEMENZ DAVONSPAZIEREN

Die Lösung: Spaziergänge regen die Neurogenese, die Neubildung von Nervenzellen, direkt im Hippocampus an. Studien zeigen: wer geht, merkt sich mehr. Versuchspersonen, die viel zu Fuß unterwegs sind, haben nach einem Jahr einen um bis zu 2% größeren Hippocampus – das stärkt unser Gedächtnis und schützt vor Demenz-Erkrankungen. Eine weitere Studie mit über 65-Jährigen ergab: Vielspazierer erkranken seltener an der gefürchteten Krankheit des Vergessens.

GEHIRNSPAZIERGANG: GEHIRNTRAINING FÜR UNTERWEGS

Neben körperlicher Bewegung ist auch geistige Aktivität für unser Gehirn wichtig. Wir müssen dem Gehirn zeigen, dass wir es brauchen. Dafür hat Dr. Turecek ein ganzheitliches Trainingsprogramm für das Gehirn entwickelt: Den Gehirnspaziergang. Das ist ein Spaziergang, der von Gehirntrainings-Übungen begleitet wird.

Zum Beispiel kann man durch die Stadt schlendern, dabei Denkaufgaben lösen und gleichzeitig Fitness und Gehirn trainieren. Man kann sich auf die Geräusche in der Umgebung konzentrieren. Man kann die Ziffern der Autokennzeichen, an denen man vorbeigeht, zusammenrechnen. Man kann den Anfangsbuchstaben der Stadt nehmen und überlegen, welche Souvenirs mit demselben Anfangsbuchstaben es gibt. Gut ist es, wenn sie vielfältig und herausfordernd sind, es mal um Wortfindung geht, mal ums Kopfrechnen oder die Merkfähigkeit, mal Koordination oder die Erinnerung trainiert wird.

GEHEN MACHT SCHLAU, GESUND UND GLÜCKLICH

Aber am wichtigsten: Gehen Sie jeden Tag, es wird Ihr Leben verändern! Denn gehen macht schlau, gesund und glücklich. Doch leider sind wir an vielen Tagen zu wenig zu Fuß unterwegs. Täglich zehn Minuten Gehen am Stück reichen schon aus. Die sind immer drin! Auch wenn das Knie zwickt oder der Herbstnebel die Sicht trübt. Und wenn die Bedingungen optimal sind, dann können Sie den Spaziergang verlängern.