Viele wünschen sich, ihr Lampenfieber einfach „ausknipsen“ zu können. Dabei ist die Energie, die darin enthalten ist, sehr wertvoll für uns. Sie kann im Verlauf eines Vortrags oder einer Präsentation von Nutzen sein, weil sie uns zu gesteigerter Wachheit und damit zu mehr Präsenz verhilft. Der Trick besteht einzig darin, die Energie des „Fiebers“ umzuwandeln. So geht’s:
Mit Affirmationen
Sätze, die einen möglichen positiven Zustand beschreiben, können sehr hilfreich sein. Wichtig ist bei solchen Affirmationen nur, dass sie in der Gegenwartsform und positiv formuliert sind. Verzichten Sie also auf Worte wie „kein“, „nicht“, „nichts“ und „nie“. Denn nur positive Formulierungen kommen in unserer Wahrnehmung an: Wenn Sie zum Beispiel sagen „Ich blamiere mich nicht“, wird Ihr Unterbewusstsein mit relativer Sicherheit nur „Ich blamiere mich“ registrieren. Außerdem darf die Affirmation nicht zu weit von Ihrem aktuellen Erleben entfernt sein. Sonst wird Ihr Glaubenssystem sie nicht akzeptieren und eventuell sogar Widerstand aufbauen.
Anregungen für mögliche Affirmationen:
- Ich freue mich auf die Begegnung mit meinen Zuhörern.
- Ich stelle mein Wissen gerne zur Verfügung.
- Ich genieße es, immer leichter und entspannter zu werden.
- Ich stelle mich mit allem, was ich habe, zur Verfügung.
- Ich bin dankbar für die Chance, mich voll einbringen zu dürfen.
Seien Sie kreativ mit sich! Wenn Sie eine Formulierung gefunden haben, die Sie ein bisschen erleichtert und Ihnen ein kleines Lächeln aufs Gesicht zaubert, dann ist die genau richtig. Wiederholen Sie Ihre Affirmation vor Ihrem Auftritt auf einer der Bühnen Ihres Lebens mindestens dreimal.
Mit Ankern
Entscheiden Sie sich zu Beginn Ihres Vortrags oder Auftritts für zwei freundlich dreinblickende Menschen als „Anker“. Die sollten halb links beziehungsweise halb rechts im Publikum sitzen. Übrigens, der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt hat diese Technik angewendet. Er sprach in einem Interview einst offen über sein Lampenfieber und darüber, wie hinderlich das für ihn war, wenn er zwei bis drei Wahlkampfreden am Tag halten musste. Er hat sich also in jedem Publikum zu Beginn zwei Personen ausgesucht und den gesamten Anfang über nur zu diesen beiden gesprochen. Sobald er sich sicherer fühlte, erweiterte er seine Blicke, um zum Schluss das gesamte Publikum einzubeziehen. Dadurch blieb die Rede persönlich und jeder fühlte sich direkt angesprochen. Und einen freundlich lächelnden Menschen selbst anzulächeln, vielleicht sogar ein wenig zu flirten, fällt ja viel leichter.
Mit der Reißleine-Taktik
Wenn nichts mehr geht, wenn Sie während Ihres Auftritts immer mehr verkrampfen und sich Ihr Angst eher verstärkt, hilft nur noch ein radikaler Schritt: Gestehen Sie sich und Ihrem Gegenüber ein, dass Sie Lampenfieber haben. Reden Sie offen darüber und bitten Sie um Verständnis. Dieser Schritt erfordert Mut, keine Frage. Und doch habe ich noch nie erlebt, dass demjenigen, der ihn wagt, nicht auf jeden Fall Achtung und Respekt entgegengebracht wurde. Denn viele Zuhörer werden anerkennen, dass es souverän ist, in solch einer Situation offen zu seinen Gefühlen zu stehen. Viele andere werden sich insgeheim eingestehen, dass sie ebenfalls sehr nervös wären. Mit dieser Reißleine-Taktik können Sie also gehörig punkten und noch etwas anderes passiert: Da Sie mit dieser Äußerung Ihr inneres Erleben und Ihren Ausdruck in Einklang gebracht haben, entspannt sich Ihr System automatisch. Es gibt nichts mehr zu vertuschen und alle Kraft und Aufmerksamkeit kann in den Ausdruck fließen.