„Umarme den Schmerz!!“ schrie mich mein Box-Trainer an während ich dachte, mein Leben geht zu Ende. Das war nach dem ersten Leberhaken. Bei so einem Treffer sinkst du auf die Knie und in jeder Zelle ist nur noch Schmerz. Du kannst nicht ausatmen, nicht einatmen. Heute noch kneife ich zumindest die Augen zusammen, wenn ich daran denke. Es gibt einfach Erfahrungen, die bleiben unangenehm. Trotzdem sollten wir das Risiko eingehen, genau solche Erfahrungen zu machen, statt ihnen in Watte gehüllt aus dem Weg zu gehen.

„Das Training wird für dich so hart sein, dass der Kampf ein Spaziergang wird!!“ Noch so ein Lieblingssatz von mir aus der Sprüche-Box: Ich habe keinen Boxkampf erlebt, der ein Spaziergang war. Ist dein Gegner mental stark, gehst du bei jedem Kampf an deine Grenze und darüber hinaus. Es wird nie leicht, wenn man gewinnen oder etwas Außerordentliches erreichen möchte. Aber ein gutes Training bereitet dich darauf vor, deine Grenzen zu überschreiten, ein Komfortzonenstretching sozusagen. Du wirst stärker von Kampf zu Kampf, das Selbstbewusstsein wächst mit jedem Sieg und bringt dich auf ein neues Entwicklungslevel.

Und was ist mit den Niederlagen?

Im Boxen ist jede Schlacht in jedem Kampf ein Risiko – auch ein gesundheitliches. Einen erwarten nicht nur abstrakte Verluste oder Niederlagen oder Konsequenzen in ferner Zukunft, sondern man spürt unmittelbare Schmerzen. Im Ring muss man bereit sein, ALL IN zu gehen. Zu riskieren, getroffen zu werden, wenn man siegen will. Schläge einzustecken, gehört dazu. Ohne geht es nicht. Und wenn man zu Boden geht, kommt man wieder hoch, um mit veränderter Strategie erneut anzugreifen.

Im übertragenen Sinne, müssen wir alle für unser nächstes Entwicklungslevel kämpfen. Reine Wünsche an das Universum werden selten erhört, wenn wir nicht auch anfangen, etwas für sie zu tun. Was tun, wenn die perfekte Welle auf uns zukommt und wir

nicht vorbereitet sind, sie zu reiten? Autsch…Entweder es tut weh oder wir ducken uns drunter her und lassen die einmalige Chance vorbeiziehen.

Wenn du ein Ziel hast, musst du dafür hart trainieren

Der Weg zum Ziel fängt mit dem Willen an, aus den bisherigen Gewohnheiten und

Strategien auszubrechen und den Mut zu haben, Entscheidungen zu treffen, neue Wege zu beschreiten. Wenn wir unser neuronales Netzwerk neu aufspielen wollen, müssen wir genau für das eine Ding, dieses eine Ding bis zu 200 Mal anders machen. Und das ist kein Zuckerschlecken. Das ist Entwicklung und Wachstum. Das ist hartes, ja, oft sogar

schmerzhaftes Training im Alltag. Wachstum und Schmerz gehen Hand in Hand. Und wenn wir genau hinschauen, erkennen wir, dass es eben nicht die fetten, satten Zeiten sind, sondern die größten Krisen, die Bewegung ins Spiel bringen.

Auch wenn sie immer unangenehm sind, wie ein Schlag auf die Leber, kommen wir durch sie gezwungenermaßen in einen anderen Handlungsmodus: Wir werden vom Bedenkenträger zum mutigen, risikobereiten Pionier oder zur Pionierin. Manchmal einsam gegen den Strom. Das Risiko wird immer bleiben, aber die Chance eben auch, und die sollten wir nutzen.