Die Zeit der Weihnachtsfeiern geht wieder los. Ich erinnere mich an Jahre, in denen ich deswegen ganz schön in Freizeitstress geraten bin: Weihnachtsfeier an der Uni – vom Seminar, vom Lehrstuhl, dann die studentischen Hilfskräfte unter sich. Das waren die besten versteht sich. Dann noch eine Party vom Nebenjob und bei der Unternehmensweihnachtsfeier des Freundes war man mit eingeladen… Und dieses Jahr als Selbstständige: nichts. Um ehrlich zu sein, eine tolle Einladung zum „Christmas Season Opening“ habe ich doch bekommen, von Freunden. Aber beruflich, nichts. Ist das jetzt ein Grund zum Grinch zu werden oder freue ich mich besser über die freien Abende?

Weihnachtsfeier alleine auf der Couch

Ich muss sagen, keine Kollegen und Kolleginnen mehr zu haben, gehörte zu meinen größeren Bedenken vor dem Schritt in die Selbstständigkeit. Und jetzt verbringe ich auch noch die Weihnachtsfeier zu Hause, alleine auf der Couch. Wenn ich mich aber an die meisten Weihnachtsfeiern zurückerinnere, merke ich, dass das meistens ziemlich merkwürdige Veranstaltungen waren. Kein Wunder, dass im Netz zahlreiche Artikel über die Dos und Don’ts auf einer Firmenfeier kursieren. Und auch alle, mit denen ich mich unterhalte, scheinen zumindest eine peinliche oder unangenehme Geschichte von einer solchen Party erzählen zu können. Gerade andere Selbstständige sind froh, sich nicht mehr auf so eine gezwungene Eiertanz-Veranstaltung mit Smalltalk-Hütchen begeben zu müssen. Noch schlimmer, wenn man am Ende mit dem Chef tanzen muss oder ein verheirateter Kollege versucht, einem die Zunge in den Hals zu stecken.

Dr. Weihnachtsfeier?

Für Unternehmensberater müsste eine solche Feier allerdings eine Goldgrube sein: Man erkennt direkt, ob Silodenke vorherrscht und die einzelnen Teams und Abteilungen nur zusammenhängen oder, ob es zu einem regen, übergreifenden Austausch kommt. Hätte ich mich im Studium doch mal auf Unternehmensethnologie spezialisiert und teilnehmende Beobachtung auf Weihnachtsfeiern durchgeführt. Die Erkenntnisse hätten sicher für eine Promotion gereicht.

Glücklich werden die meisten wohl weder mit noch auf einer betrieblichen Weihnachtsfeier. Die Mitarbeiter haben vermutlich was auszusetzen, denn der Vergleich zu den vorherigen Festen läuft immer mit und der Gastgeber oder die Gastgeberin ärgert sich, dass nicht genügend gewürdigt wird, was sie für ihre Angestellten ausrichten und sich ausgedacht haben.

Freiheit und neue Impulse

Das mit den nicht vorhandenen Kollegen und Kolleginnen als Selbstständige ist am Ende ganz anders gekommen als ich erwartet hätte. Ich habe ganz enge, wunderbare Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner, die ich frei wählen kann, ein tolles Verhältnis zu meinen Kunden, die ich mir ebenfalls aussuchen kann und, dank Co-Working und Co., muss ich nicht mal alleine in einem Raum sitzen, wenn mir nach Gesellschaft ist. Neue Impulse gibt’s mit dazu – mehr als von den immer gleichen Sitznachbarn im Büro.

Vielleicht machen wir dann im nächsten Jahr eine Netzwerk-Weihnachtsfeier, bei der wir alle Gastgeber und Gast sind. Diese Konstellation hat dann so gute Voraussetzung in eine tolle Party zu münden wie die studentischen Weihnachtsfeiern von damals. #Nostalgie #keineNostalgie