Es ist keine Neuigkeit, dass sich das Bild von Chefs und Chefinnen stark gewandelt hat in den letzten Jahren. Ein*e CEO ist für Vision, Empathie, Strategie und all die wichtigen Themen zuständig, die Zukunft, Gehälter und Jobs eines Unternehmens sichern. Aber die Unterschiede im Führungsstil zwischen einem Unternehmer-CEO und einem Angestellten-CEO sind häufig gravierend. Nicht jedes Teammitglied kann mit diesen Unterschieden klarkommen. Die Verantwortung ist jedoch bei beiden gleich groß.
An der Spitze ist es oft einsam
Bei Start-Ups herrscht häufig noch der Irrtum vor, dass CEOs mehr kumpelhafte Kollegen sein sollten als strenge Führungskräfte. Dabei kann solch ein kumpelhaftes, lockeres Verhalten Grenzen verwischen. Dann wird ein Unternehmer von seinen Mitarbeitern schnell nicht mehr ernst genommen. Wer an der Spitze eines Unternehmens sitzt, hat aber Verantwortung und muss zusehen, dass der Laden läuft – mit Blick auf die Unternehmenskultur, die Finanzen und die Zukunftsfähigkeit – auch wenn ihn das manchmal einsam macht. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, muss man akzeptieren, dass es nicht immer darum geht, die nächste Party mit den Mitarbeitern zu feiern. Chefs haben eine Vorbildfunktion, der sie auch gerecht werden müssen. Dafür braucht es eine angemessene Distanz und Abgrenzung zwischen Führungskraft und Mitarbeitern. Oder wie soll ich denn erklären, dass ein Zuspätkommen morgens eine ordentliche Abmahnung bedeutet, wenn ich einem Mitarbeiter am Vorabend den zehnten Shot selbst ausgegeben habe?
Führungsstark bedeutet nicht empathielos, spaßbefreit und kleinlich
Ein Unternehmen ist nicht dafür da, dass alle gemeinsam Spaß haben. Hier möchte man arbeiten, Ziele verfolgen und gemeinsam etwas erreichen. Meinen Mitarbeitern sage ich deshalb häufig, auch wenn ich Sorge habe, dass wir uns in unseren Ideen verkünsteln: „Wir sitzen hier, um Geld zu verdienen, damit das Unternehmen wächst und damit wir alle glücklich sind, in einem Unternehmen zu arbeiten, das finanziell gesund ist“. Das so transparent zu kommunizieren ist wichtig, denn nur so bekommt das eigene Handeln auch eine gewisse Ernsthaftigkeit. Natürlich mache ich auch Witze, achte auf private Sorgen und Umstände. Das gehört dazu. Ich kommuniziere jedoch sehr klar, was mir als Chefin wichtig ist – manchmal auch mit Bestimmtheit und Strenge, um Diskussionen zu beenden, wenn nötig. Ein Austausch ist zwar wichtig und richtig. Manchmal muss man als Vorgesetzter aber die Marschrichtung klar vorgeben – zum Wohle des Unternehmens und der Mitarbeiter. Denn nur wenn sie wissen, wohin es gehen soll, können sie diesen Weg selbstständig und frei gestalten.