Ostern, der kleine Bruder von Weihnachten, steht vor der Tür. Dankenswerterweise hält sich die Konsumschlacht übers „Hasen-Wochenende“ im Rahmen – große Geschenke sind eher die Seltenheit. Es wird mehr Wert auf das Beisammensein mit der Familie gelegt. Dazu gehört natürlich das gemeinsame Essen und natürlich – Schokolade! Schokohasen, Schokoeier, Schokolämmer und vieles mehr, was die Supermarktregale überquellen lässt. Hat man gerade die Fastenzeit dazu genutzt, bewusst auf sein persönliches „guilty pleasure“, wie Fleisch, Alkohol oder Schokolade zu verzichten, beginnt an Ostern wieder die Zeit des ungehemmten Schlemmens. „Eigentlich schade“, findet FAIRsteher Markus Schollmeyer, „denn gerade Festtage bieten sich dafür an, etwas anders zu machen und aus dem Ich-esse-alles-was-nicht-rechtzeitig-von-einem-anderen-gegessen-wird-Tunnel aufzutauchen.“ Mal ehrlich, wir nutzen solche Feiertage tatsächlich als Rechtfertigung für ungehemmten Konsum und haben eine Ausrede fürs Essen-bis-zum-Platzen. Brauchen wir das wirklich?

Luxus wird zur Massenware – zu Lasten aller

Am Beispiel des Schoko-Hasens wird es laut Schollmeyer besonders deutlich: „Die ständige Überallverfügbarkeit jedes Lebensmittels hat vielem, der Schokolade im Speziellen, das Besondere genommen.“ Darüber hinaus sorgt die Massenproduktion dieses ehemaligen Luxusartikels für eine massive Ungerechtigkeit im Rohstoffhandel und ist verantwortlich für ökologischen Raubbau. Bei der Produktion von Massenware werden zum einen Rohstoffe wie Kakao zu Dumpingpreisen von Kleinbauern eingekauft. Die Bauern vor Ort können davon kaum das nackte Überleben sichern. Zum anderen fallen Urwälder enormen Monokulturen zum Opfer, um den weltweiten Bedarf an Palmöl decken zu können. Lebensmittel wieder zu etwas Besonderem machen, indem wir die Preise erhöhen, um damit den Konsum zu senken, ist theoretisch eine schöne Idee. Markus Schollmeyer zweifelt jedoch an der Wirksamkeit einer solchen Maßnahme. Da die freie Marktwirtschaft auf ein ständiges Mehr und Weiter ausgelegt ist. Damit baut sie auf einen stetig wachsenden Konsum.

Fairtrade oder besser fair einkaufen?

Fairtrade soll dann angeblich dafür sorgen, dass gerecht verteilt wird. Dieser Ansatz ist lobens- und auf jeden Fall unterstützenswert. Aber wer einen Fairtrade-Hasen verschenkt, darf sich nicht darauf ausruhen. Natürlich sollten wir unsere Konsumprodukte nach Möglichkeit fair gehandelt kaufen, denn jeder Schritt, sei er noch so klein, bringt uns in die richtige Richtung. Wer jedoch wirklich etwas bewirken will, muss ein Bewusstsein dafür entwickeln, was er wirklich braucht. Blickt man einmal über die Fairtrade-Kakaoplantagen hinaus, werden in genau diesen Regionen seltene Erden abgebaut, die für unser aller Handys dringend benötigt werden. Dort wird aktuell mehr Raubbau an der Umwelt und damit mehr Ausbeutung betrieben als Fairtrade überhaupt wieder ausbügeln kann. Wie viele Menschen kennen Sie, die bereits jetzt zwei Handys besitzen? Vielleicht sollte man zu Ostern nicht nur das Fasten brechen, sondern auch wieder ein Bewusstsein dafür entwickeln, was wir wirklich brauchen? Oder noch besser: Worauf können wir getrost verzichten?