Wenn die Beschreibung Workaholic auf jemanden zutrifft, dann sicherlich auf Ben Schulz und Martin Sänger, beziehungsweise zutraf. Sie arbeiteten, feierten zahlreiche Erfolge und fühlten sich unbesiegbar. „Ich habe es unter Kontrolle“, dachte sich Martin Sänger bis der Herzinfarkt kam. Ben Schulz sah das genauso – bis zum geschäftlichen und persönlichen Crash. Um andere vor ihren Erfahrungen zu schützen, thematisieren sie ihren Weg in dem gemeinsamen Buch „Unbesiegbar. Mit Vollgas in den Crash“ ganz offen. Andere sollen sich früher auf die wirklich wichtigen Dinge besinnen und rechtzeitig auf die Bremse treten.

Erfolg macht süchtig

Viele Workaholics jagen Erfolgen hinterher. Die geben ihnen Macht, Anerkennung und Status. All das zahlt auf ihr Unbesiegbar-Konto ein. Sie haben das Gefühl, über den Dingen zu stehen und glauben: Mir kann nichts passieren, ich habe alles und jeden unter Kontrolle. „Diese Einstellung produziert enorme blinde Flecken“, meint Martin Sänger. In vielen Verkaufstrainings hat er das erlebt. „Außerdem unterliegen die meisten einer Art Erfolgslüge: Sie sagen, wenn ich dies und jenes erreicht habe, dann bin ich zufrieden, dann trete ich kürzer. Aber das passiert nie. Stattdessen jagen sie immer wieder dem nächsten Erfolg oder mehr Macht und Einfluss hinterher. Sie sind Gefangene in ihrer Erfolgssucht.

Ein Leben auf Hochtouren

Der Unternehmer Ben Schulz hat so einen Erfolgstrip erlebt, an dessen Ende allerdings erst einmal das große Scheitern stand. Er weiß: „Wenn man den Erfolg einmal gekostet und geschmeckt hat, kommt man schwer wieder davon los. Wenn man einmal in diesem Rad drinhängt, dann geht es eigentlich immer nur noch darum: Wie kann ich das Ding noch schneller und in einem noch höheren Tempo und noch weiter treiben und man merkt gar nicht, wie man in einen Kreislauf gerät, der einen permanent massiv auf Hochtouren fahren lässt. Einen sozusagen immer im roten Drehzahlbereich agieren lässt.“ Doch Workaholics sind blind für all dies. Sie sehen die Welt durch einen Tunnelblick, der ihr Sichtfeld für andere Themen als Arbeit massiv einschränkt. Sie vernachlässigen alles und jeden und Anzeichen von Überarbeitung nehmen sie nicht wahr. Selbst wenn um sie herum bereits alles zusammenbricht, fühlen sie sich weiterhin unbesiegbar.

Am Ende zählen nicht die Erfolge

Sänger und Schulz haben beide an ihren bittersten Abgründen – an ihren symbolischen Grand Canyons – erkannt, was für sie wirklich von Bedeutung ist. Sänger wäre beinahe an seinem Herzinfarkt gestorben und Schulz stand mit Insolvenz, Trennung von der Ehefrau und einem schweren Autounfall gleich in mehreren Bereichen am Nullpunkt. Beide haben diese Erlebnisse genutzt, sich besonnen und fragen sich seither täglich: „Wer bin ich? Fülle ich meine Rollen aus und achte ich auf die Dinge, die wirklich Wert haben?“