Die Definition von Optimismus unterliegt in unserer Gesellschaft einem Irrglauben. Wir definieren den Optimisten häufig als denjenigen, der alles positiv sieht. Wer dieser Definition Glauben schenkt, verdrängt aber einen Teil der Wahrheit und verzerrt die eigene Wahrnehmung. Diese Verweigerung eines Teils der Wirklichkeit, führt bestenfalls in die Naivität, schlimmstenfalls macht sie uns zu Traumtänzern, die nicht ernst genommen werden.

Schlecht fürs Geschäft

Im Business kann das dazu führen, dass wir falsche Entscheidungen treffen, weil wir unseren Blick vor der Realität verschließen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Nokia. Der ehemalige Marktführer im Bereich Mobiltelefone, hat die Augen vor der Entwicklung der Branche verschlossen und somit den Smartphone-Markt verschlafen. Ich bin sicher, die Veränderungen in der Branche waren ihnen bekannt. Nur leider hat man sie nicht ernst genug genommen.

Schlecht fürs Leben

Im Privatleben bedeutet das beispielsweise, dass wir an Freundschaften und Beziehungen festhalten, obwohl wir, bildlich gesprochen, mit Füßen getreten werden. Zahlreiche Beziehungen laufen offensichtlich schlecht, wir reden uns aber ein, die Realität sei eine andere, weil wir Angst davor haben, alleine zu sein. Zu sagen „Ist doch alles gut“ hat nichts mit Optimismus zu tun. Der Optimist würde in einer solchen Situation beispielsweise sagen: „Ich weiß, es läuft schlecht. Für mich ist es das Beste, ein klärendes Gespräch zu führen und mit der Freundschaft abzuschließen. Ich kümmere mich jetzt mehr um meine Bedürfnisse.“

Keine rosarote Brille

Denn ein Optimist sagt nicht automatisch: Alles ist super! Im Gegenteil. Er schaut auf das, was ist und entdeckt oder kreiert seinen eigenen Vorteil daraus. Im Englischen hat man dafür einen schönen Begriff: „as-ising“ – die Situation so nehmen und sehen, wie sie tatsächlich ist. Der Optimist blickt also nicht, wie oft angenommen, ständig durch eine rosarote Brille, sondern fragt sich: „Was ist eigentlich das Gute an dieser Situation?“ und sucht dann für sich den besten Weg.

Optimismus als Erfolgsrezept

Der Optimist lebt sehr stark im Einfluss- und Kontrollbereich und weniger im Erwartungsbereich. Er ist aktiv, beeinflusst und verändert. Er schaut weniger in die Vergangenheit, sondern mehr in die Gegenwart und somit auch in die Zukunft, weil er in der Gegenwart die Basis für seine Zukunft legt. Er schaut auf die Möglichkeiten, anstatt auf die Schwierigkeiten, ohne die Schwierigkeiten aber zu ignorieren oder vor ihnen davonzulaufen.

Er erkennt Chancen und Fähigkeiten bei sich und anderen und findet dadurch die Menschen, mit denen er arbeiten und leben kann, anstatt zu versuchen, diejenigen zu ändern, mit denen das nicht klappt. Er akzeptiert das, was ist, und findet seinen ganz persönlichen Weg, um zu verändern und besser zu machen. Denn der Schlüssel zum Glück ist die Akzeptanz dessen, was ist.