Wer sich vornimmt, sämtlichen Versuchungen und Ablenkungen zu widerstehen, erreicht das genaue Gegenteil. Das bestätigt psychologische Studien regelmäßig. Tipps für mehr Selbstdisziplin und -kontrolle oder zum Bezwingen des inneren Schweinehundes können also getrost ignoriert werden. Was aber tun, wenn man seine eigenen Vorsätze immer wieder über den Haufen wirft und auf morgen verschiebt?
Die Situation kennen die meisten: Wir nehmen uns etwas vor, zum Beispiel diesmal alle lästigen Aufgaben morgens bereits zu erledigen oder weniger Zeit im Internet zu verbringen, und dann ist der Tag auch schon wieder rum und nichts davon haben wir umgesetzt. Wir fühlen uns wie Versager, nehmen uns für den nächsten Tag das Gleiche vor und denken: Diesmal klappt es bestimmt. Der Druck steigt und wir wissen, es ist Zeit, an unserer Disziplin zu arbeiten.
Nicht auf die eigenen Schwächen fokussieren
Sich stets mehr Selbstkontrolle abzuverlangen, betont allerdings nur die persönlichen Unzulänglichkeiten. Mit diesem Fokus scheitert man erst recht. Und das gilt nicht nur für alle, die eh zum Prokrastinieren neigen. Die Psychologen Liad Uziel und Roy Baumeister beschreiben zum Beispiel im Fachblatt Personality and Social Psychology Bulletin, dass es tatsächlich der Wunsch nach Selbstkontrolle ist, der uns hemmt. In einer Studie manipulierten sie ihre Probanden so, dass auch in den ohnehin schon disziplinierten Machern der Wunsch nach mehr Tatkraft geweckt wurde, scheiterten sie sogar mit höherer Wahrscheinlichkeit daran, eine lästige Aufgabe zu erledigen. Der richtige Fokus spielt auch in diesem Beispiel wieder eine enorme Rolle.
Tipp 1: Träume & Begeisterung
Disziplin ist nicht die Quelle für Produktivität, Erfolg oder besondere Leistungen. Sie entspringt einer Quelle. Sobald wir etwas tun, wovon wir durch und durch begeistert sind und wofür wir innerlich brennen, legen wir automatisch disziplinierteres Verhalten an den Tag. Natürlich kann einem nicht jede Aufgabe Spaß machen, aber wenn wir wissen, wofür wir etwas tun, für welchen größeren Traum es gut ist, fällt es uns viel leichter und wir bringen automatisch mehr Disziplin auf.
Tipp 2: Commitment
Aus reinen Vorsätzen müssen immer auch Verpflichtungen entstehen. Sobald wir unsere innere Leidenschaft auf ein großes Ziel beziehungsweise einen Traum lenken, den wir erreichen wollen und dem wir uns innerlich verpflichten, entwickeln wir automatisch Tagesroutinen, um ihm näher zu kommen. Öffentlich über diese Verpflichtungen zu sprechen, ist außerdem hilfreich. Denn wir haben meist kein Problem damit die Versprechen, die wir uns selbst geben zu brechen. Vor anderen geben wir uns dagegen ungern die Blöße, etwas nicht erreicht zu haben, über das wir groß und breit gesprochen haben.
Tipp 3: Zielklarheit
Fällt es uns schwer, durchzuhalten, was wir uns vorgenommen haben, fehlt uns mit höchster Wahrscheinlichkeit die Zielklarheit. Wichtig ist, sich immer wieder zu fragen: Ist das, was ich mache, wichtig für mich, ist es wirklich MEIN Ziel, begeistert es mich und gehört das zu meiner Mission im Leben? Zielklarheit ist der Schlüssel zur Motivation, zu besseren Ergebnissen und zu einem glücklicheren Leben.
Tipp 4: Alte Verhaltensmuster durchbrechen: der 5-Minuten-Deal
Oft fehlt das Know-how über die richtigen Strategien und Techniken, um Klarheit für die eigenen Ziele zu gewinnen und sie zu verfolgen. Eine zentrale Aufgabe ist fast immer: alte Verhaltensmuster radikal zu durchbrechen, den Kopf mit etwas anderem zu beschäftigen. Dabei hilft der „5-Minuten Deal“. So geht’s: Wann immer ich mir etwas vorgenommen habe, auf das ich gerade keine Lust habe, fange ich damit an und ziehe es mindestens fünf Minuten lang durch. Ich habe mit mir die Vereinbarung getroffen, dass ich danach ohne schlechtes Gewissen aufhören kann, wenn ich immer noch keine Lust dazu habe. ABER: Zu 90 Prozent bringe ich die Aufgabe dann zu Ende. Denn der Moment des Anfangens verändert etwas.
Tipp 5: Fokus zur konkreten Aufgabe
Der US-Psychologe Roy Baumeister hat in einer weiteren Studie zum Thema auch noch ein Hilfsmittel entdeckt, das wir nutzen können, um die Aufgaben, die wir uns gestellt haben, schnell zu erledigen: die gute alte To-do-Liste. Wichtig ist aber, sich auch ein paar Notizen zum Plan der Umsetzung zu machen. So fühlt sich die Aufgabe schon halb erledigt an und der Fokus liegt auf der konkreten Aktion.