Frühling! Das hat etwas von Frische, Neubeginn und Aufwachen. Jahreszeiten bilden seit Jahrtausenden einen kulturellen Rahmen für unser Leben. Ein immer wiederkehrender Zyklus, an dem wir uns orientieren und unser Leben ausgerichtet haben, um beizeiten zu sähen, zu hegen, zu ernten und über den Winter versorgt zu sein. Vielleicht steckten unsere Jäger- und Sammler-Gene noch so tief in uns, dass es uns schwer fällt, uns an den Rhythmus der modernen Welt anzupassen.

Denn die Geschwindigkeit und Komplexität der Arbeitswelt hat drastisch zugenommen. Begriffe wie Globalisierung, Digitalisierung, Mobilität, um nur einige zu nennen, prasseln beständig auf uns ein und beeinflussen unseren Alltag im Privaten ebenso wie im Job. Agilität lautet das neue Zauberwort. Doch bei den meisten Menschen und Organisationen schlagen noch immer die Urzeitgene durch.

Häufig werden dieselben Äcker, ohne große Beachtung der Umwelt, einfach so weiter bestellt wie bisher. Mit dem Unterschied, dass noch mehr Kontrolle und noch steilere Hierarchien die äußeren Einflüsse für die althergebrachten Muster planbar machen sollen. Stephanie Borgert sieht in diesem Festhalten an alten Modellen einen fatalen Fehler und ruft zum Umdenken auf: „Eine beständig komplexer werdende Welt kann nicht in ein immer starreres Korsett gepresst werden“. Denn: Vermeintliche Sicherheit kann in der heutigen Zeit nicht durch Datensammeln, Experten oder immer detailliertere Planung gewährleistet werden – im Gegenteil. Laut Borgert führt dieser Ansatz nur zu Unflexibilität, die die gesamte Organisationen lähmt, für Frustration bei den Mitarbeitern sorgt und zu fatalen Fehleinschätzungen führt. Stattdessen muss der Komplexität Raum gegeben werden. Und das bedeutet, verstärkt loszulassen und auszumisten.

„Bewährte“ Glaubenssätze adé

Borgert ist überzeugt, dass es gerade bei den „bewährten“ Glaubenssätzen der Unternehmen eines gehörigen Frühjahrsputzes bedarf. Hier ist ein guter Startpunkt für den offenen Diskurs über die zukünftige Gestaltung und Entwicklung unserer Wirtschaft.  Dabei ist ein erster Schritt in die richtige Richtung „diese Glaubenssätze gelegentlich auf ihre Gültigkeit zu prüfen und das eigene mentale Modell zu aktualisieren“. Welche Methoden, Prozesse und Denkmodelle tragen tatsächlich zur Wertschöpfung bei? Was engt ein und ist daher verzichtbar? Welche Aus- und Wechselwirkungen können entstehen? Wo würden sich welche Dinge verändern?

Nur so werden Mechanismen, die mehr oder weniger alle als gegeben hingenommen haben, hinterfragt und der Raum geschaffen, um auf Neues reagieren zu können. Statt mit der Frühjahrsenergie, neue Projekte anzuschieben, also lieber erst einmal Altes weglassen.