Unsere Herkunft entscheidet über den Bildungserfolg und über unsere Karriere – und damit über unser Leben und die zu erwartende Lebensqualität. Dieser Zusammenhang ist seit Jahrzehnten unverrückbar festgeschrieben. Trotz positiver Ausnahmen gilt Deutschland hierbei als besonders undurchlässig.

Glücklicherweise entwickeln wir uns aber gerade in eine Welt hinein, in der Bildungsgerechtigkeit immer realistischer wird: Die technischen Entwicklungen erleichtern uns den Zugang zu Informationen um ein Vielfaches. Es wird einfacher, sich neue Themengebiete zu erschließen und das Wissen, das zunehmend relevant wird, entspricht keinem alten Kanon mehr, sondern entsteht fast tagesaktuell.

In einer Zeit, in der nahezu jede Form von Information kostenlos zu finden ist, in denen Foren zur Diskussion und Tools zum Lernen zur Verfügung stehen, liegt die persönliche und kontinuierliche Weiterentwicklung in unserer Hand, nicht in unserer Herkunft. Plattformen wie Udemy oder MOOCs sind beispielsweise tolle Möglichkeiten, um in neue Themen einzusteigen. Viele Experten geben in Blogs, Youtube-Videos oder Podcasts ihr Wissen weiter. Diese Auflistung zeigt, dass Bildungsgerechtigkeit in der Zukunft vor allem von einem Zugang zum World Wide Web abhängt. Das heißt, global gesehen, wird Bildungsgerechtigkeit erst dann erreicht sein, wenn alle uneingeschränkten Zugang zum Internet haben.

Wer will hat auch die Zeit

Dass wir unser ganzes Leben lang lernen sollen, davon ist zwar schon länger die Rede, aber es war noch nie so wichtig wie heute. In der Theorie wissen wir das alle. Aber in der Praxis fragen sich viele: Woher soll ich auch noch die Zeit zum Lernen nehmen? Oder sie ärgern sich, dass im Arbeitsalltag dafür überhaupt keine Zeit bleibt. Ich behaupte, dass jeder, der lernen will, auch die Zeit dafür hat. Wir scheitern meist nur an den eigenen, zu hohen Erwartungen. Wer einen Vollzeitjob hat, womöglich auch noch Kinder, der sollte eher klein starten. Eine Stunde lernen am Tag oder zehn Stunden in der Woche sind für die meisten unrealistisch. Deshalb fangen viele gar nicht erst an.

Dabei reichen bereits 20 Minuten am Tag, um sich weiterzubilden. Um sich diese Zeit freizuschaufeln, überlegen Sie am besten, was Sie nun täglich 20 Minuten weniger machen? Vielleicht finden Sie etwas, das Ihnen eh nicht guttut oder das Sie gut delegieren können? Oder Sie überzeugen Ihren Chef von dem Vorteil, den er hat, wenn er Ihnen am Tag ein wenig Zeit zum Lernen einräumt.

Es müssen auch gar nicht unbedingt 20 Minuten am Stück sein. Zahlreiche Apps können Ihnen das Lernen unterwegs erleichtern. Legen Sie sich zum Beispiel Karteikarten an, mit denen Sie im Bus, an der Kasse oder im Fitnessstudio lernen können oder setzen Sie für Sie wichtige Artikel auf eine Merkliste, die sie schnell aufrufen können, wenn sich ein Zeitfenster zum Lesen bietet. Am besten Sie notieren sich danach noch kurz die wichtigsten Dinge auf eine virtuelle Karteikarte. Wem klar ist, wofür er das ganze tut, dem wird das auch leichtfallen.

Ein Muss: Orientierung und Motivation

Was bleibt, ist die Herausforderung der Orientierung und der Motivation zur Weiterentwicklung, gerade für Jugendliche. Eltern sind die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder – daran ändert auch der technische Fortschritt wenig. Trotzdem sind für Bildungsgerechtigkeit nicht nur das Elternhaus, der Chef oder andere verantwortlich, sondern jeder selbst. Das eigentliche Lernen, also die neuronale Vernetzung im Gehirn, die findet sowieso nur im eigenen Kopf statt.