Wenn ein geliebter Mensch stirbt, ist für die Hinterbliebenen nichts mehr, wie es vorher war. Das Leben geht weiter, doch für sie scheint die Zeit stillzustehen. Im Job können die Betroffenen sich häufig nicht konzentrieren, sie sondern sich ab oder sind gereizt. Manch einer lässt sich auch nichts anmerken – und durchlebt dennoch Qualen. Doch nicht nur für die Trauernden selbst ist die Situation bei der Arbeit herausfordernd, sondern auch für deren Kollegen und Vorgesetzten. Diese wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen, fühlen sich hilflos. Wie reagiere ich angemessen? Was sage ich? Sind Emotionen am Arbeitsplatz erlaubt? Das sind typische Fragen, die hier aufkommen – aber in der Regel nicht gestellt werden. Beim Thema Tod machen sich meist Unsicherheit und Sprachlosigkeit in den Unternehmen breit.

Umgang mit den Trauernden: Im Gespräch bleiben

Wichtig ist, das Tabu Tod und Trauer zu brechen und betriebliches Trauermanagement beziehungsweise eine gute Trauerkultur im Unternehmen zu etablieren. Patentrezepte und gute Ratschläge sind dabei zwar kritisch zu sehen. Denn jeder Mensch trauert anders, oft verläuft Trauer nicht erwartungskonform. Dennoch gilt als Richtschnur für den Umgang mit Trauernden: Bleiben Sie im Kontakt! Weichen Sie den Trauernden nicht aus! Reflektieren Sie die Haltung, mit der Sie Trauernden begegnen! Hilfreich dabei ist die WARM-Formel:

W wie wertschätzend: Jeder Tod darf betrauert werden, auch etwa der Tod eines ungeborenen Kindes. Bewertungen, Ratschläge und oberflächliche Tröstungen sollten unbedingt unterbleiben.

A wie authentisch: Die Anteilnahme sollte so ausgedrückt werden, dass es zu der Situation und zu dem Unternehmen passt. Es muss nicht der handgeschriebene Kondolenzbrief auf Büttenpapier sein, vielleicht passt eine andere Geste besser. Beziehen Sie das Team mit ein und scheuen Sie sich als Chef nicht davor, der Trauer Ausdruck zu verleihen. Trauernde achten weniger auf Etikette als aufrichtige Zeichen des Mitgefühls.

R wie respektvoll: Erkennen Sie die Individualität eines jeden Mitarbeiters an. Emotionen sollten ausgedrückt werden dürfen. Aber es sollte auch niemand zur Trauer genötigt werden, der seine Gefühle nicht zeigen mag. Viele Trauernde sehen in ihrer Arbeit gerade ein Stück Normalität und erleben ihren Job trotz Trauerschmerz als Kraftquelle. Akzeptieren Sie, wenn Hilfsangebote nicht angenommen werden.

M wie mitfühlend: Zuwendung und Verständnis sind für den Trauernden sehr wichtig. Mitleid indes ist nicht hilfreich. Als Vorgesetzte oder Kollege sind Sie zudem weder in der Rolle des Trauerberaters, noch in der des Co-Therapeuten. Gefragt sind vielmehr kleine Gesten der Hilfsbereitschaft, behutsames Nachfragen und das Signal: Du gehörst weiterhin zum Team – auch wenn Du gerade weniger leisten kannst.

Trauer-Guideline ist hilfreich

Bewährt hat sich, wenn die Unternehmen eine Notfallmappe zur Hand haben, die allgemeine Leitlinien und Informationen zum Umgang mit Tod und Trauer bietet. Hier sollten auch Hilfen zum Trauer-Management wie betriebliche Regelungen zu Sonderurlaub, Freistellungen, Traueranzeigen und Nachrufe sowie Vertretungsregelungen und Zuständigkeiten enthalten sein. Zudem Best-Practice-Beispiele von Nachrufen, Traueranzeigen und Kondolenzbriefen sowie Telefon- und Linklisten zu Beratungsangeboten, Selbsthilfegruppen und lokalen Anlaufstellen. Insbesondere das Wissen um professionelle Beratungsangebote kann sehr entlastend sein, denn Führungskräfte stoßen bei tief trauernden Mitarbeitern naturgemäß an Grenzen.

Trauerkultur im Unternehmen hat positive Auswirkungen

Auch wenn noch viel Überzeugungsarbeit und Forschung in Sachen Trauer am Arbeitsplatz geleistet werden muss, lässt sich sicher sagen: Trauernde profitieren von einer guten Trauerkultur ebenso wie das betroffene Team und letztlich das Unternehmen selbst. Oder andersherum formuliert: Unternehmen, die auf Trauer ihrer Mitarbeiter mit Ignoranz oder Abwehr reagieren, müssen damit rechnen, dass die Zusammenarbeit im Team leidet und der gute Ruf des Unternehmens Schaden nimmt.