Wenn Sie selbständig sind und Dienstleistungen anbieten, haben Sie sicherlich auch schon mal eine Anfrage bekommen, die so abschloss: „Es gibt leider kein Honorar, aber wir berichten über Sie und erhöhen so Ihre Sichtbarkeit!“ Übersetzt heißt das: „Wir sparen uns Ihr Honorar.“

Wer sich viel in Netzwerken oder Verbänden bewegt, kennt diese Tauschkultur. Innerhalb eines Netzwerks geben Menschen gern und viel. Selten schreiben sie danach eine Rechnung, selbst wenn es sich um Dienstleistungen handelt, mit denen sie ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Das kenne ich gut. Aber: Ruhm und Ehre füllen keinen Kühlschrank, reichen selten für die Hausrate und auch der Installateur akzeptiert sie in der Regel nicht als Lohn.

Arbeit braucht einen Gegenwert

Ich bin generell der Meinung, dass sich Menschen ihres Wissens und ihrer Arbeitsleistung bewusst sein und dafür auch einen Gegenwert erhalten sollten. Es gibt allerdings eine Grauzone: Wenn mich eine Freundin fragt, ob ich ihr einen Internet-Provider für ihre Unternehmenswebsite empfehlen könnte, zum Beispiel. Natürlich kläre ich vorher mit ihr, was genau ihre Anforderungen sind. Und vielleicht frage ich auch noch in meinem Netzwerk nach, ob dort jemand einen Dienstleister empfiehlt.

Schwieriger wird es aber, wenn meine Freundin gern noch wüsste, wie genau sie denn mit WordPress eine Website aufsetzt und mich auch weiterhin als Hotline für ihre Website-Fragen benutzt. Dagegen hilft nur, rechtzeitig „Nein“ zu sagen. In so einer Situation müssen wir klarstellen, dass unser Know-how etwas kostet, auch wenn uns das manchmal schwerfällt oder wir bei Freunden sogar ein schlechtes Gewissen bekommen.

„Ich schenk‘ dir was!“

In meinem Netzwerk bekomme ich auch immer wieder Fragen gestellt. Wenn ich die stets alle beantworten würde, hätte ich kaum mehr Zeit, für mein Auskommen zu sorgen. Ich habe mich also dazu entschlossen, einen Teil meiner Zeit zu verschenken – freiwillig – wann und an wen ich möchte.

Ich sage das auch genau so: „Du bekommst von mir eine Stunde Beratung geschenkt.“ Dafür erwarte ich keine Gegenleistung und noch nicht einmal ein Dankeschön. Das Schöne daran ist, dass ich Herrin meiner Handlung bin und mich bewusst entscheide. Und natürlich gilt: Wer mehr möchte, muss bezahlen!

Überlegt – nicht selbstlos

Das mag sich jetzt vielleicht selbstlos anhören. Ist es aber nicht. Denn ich entscheide sehr bewusst, wen ich beschenke. Das kann eine Person aus meinem Netzwerk sein, aber auch jemand Unbekanntes, der mir eine spannende Frage stellt. Oder die Tochter, der Sohn eines Bekannten, der mich nett bittet.

Und wenn ich solche Geschenke mache, fühle ich, dass sie irgendetwas in Bewegung setzen. Oft werde auch ich durch viele Empfehlungen, durch Unterstützung, Rat und Tat aus meinem Umfeld beschenkt.

Ein paar Regeln sollten wir aber auch bei diesen Geschenken bedenken, um uns beim Geben nicht ausgenutzt zu fühlen:

  1. Seien Sie sich Ihres Wertes bewusst. Das heißt, jede Arbeitsstunde hat einen Wert.
  2. Geben Sie freiwillig, also aus wirklich freiem Willen heraus.
  3. Machen Sie klar, dass es normalerweise etwas kosten würde.
  4. Verschenken Sie eine konkrete Leistung und formulieren Sie ihren Umfang klar und eindeutig.
  5. Damit wird gleichzeitig auch klar: Wenn der Beschenkte mehr möchte, wird es kostenpflichtig.
  6. Werden Sie gleichzeitig zur EmpfehlerIn: Wenn ein Auftrag nicht zu Ihnen passt, verweisen Sie auf Kontakte aus Ihrem Netzwerk.