Das Immunsystem unseres Körpers gehört zu den größten Faszinationen in der Wissenschaft. Es sorgt dafür, dass wir auf alles eine Antwort finden: Verletzungen, Keime, Viren – was auch immer den menschlichen Körper angreift, wird analysiert und meist früher oder später ausgemerzt. Das gelingt, so lange wir uns um unseren Körper kümmern, ihn hegen und pflegen und das zuführen, was er für echte Stabilität braucht. Spätestens seit der Megatrend „Gesundheit“ über uns hinwegfegt, gibt es niemanden, der das in der Theorie leugnen wird.

Trotzdem sind gute Vorsätze wie mehr Sport, nährstoffreiche Ernährung und sich ausreichende Ruhephasen zu gönnen, spätestens Ende Januar meist schon wieder Schnee von gestern. Wir quälen unseren Körper wieder mit zu viel Zucker, zu wenig Bewegung und Schlafmangel. Und trotzdem halten wir dank unseres Immunsystems eine Menge aus.

Was das Immunsystem für unser Körperheil tut, schaffen Managementsysteme in Unternehmen. Denn auch diese sind täglich jeder Menge Gegenwind und Angriffen ausgesetzt, denen es zu trotzen gilt. Dafür bedarf es mutige und entscheidungsfreudige Führungskräfte, den Blick über den eigenen Tellerrand und einer genauen Beobachtung von Markt- und Branchensituation. Dann kann mit Managementsystemen gemäß dem Motto „survive and prosper“ eine Stabilität erzielt werden, die selbst die scheinbar so „gefährlichen“ Megatrends nicht zum kippen bringt.

Was tun, um auf Krisen vorbereitet zu sein?

Was aber genau können Unternehmen tun, um vorrausschauend für organisationale Resilienz zu sorgen, anstatt erst in Krisenzeiten zum Reagieren gezwungen zu werden? Ganz einfach, rechtzeitig schlaue Managementsysteme etablieren! Das gilt übrigens für alle Unternehmen – unabhängig von deren Größe. Denn reine Größe reicht für die nötige Widerstandskraft nicht aus. Das hat erst kürzlich wieder die Pleite von Thomas Cook gezeigt. Niemand ist „too big to fail“. Im Gegenteil. Oft sind in großen Konzernen Macht- und Hierarchiestrukturen so starr verankert, dass wichtige und richtige Entscheidungen aus Angst vor Machtverlust zu spät oder gar nicht getroffen werden.

Diese sechs Schritte zeigen in Kurzform, wie sich Managementsysteme einführen lassen und dann dafür sorgen, dass Unternehmen drohende Krisen überstehen und sogar in ihnen und an ihnen wachsen können:

Schritt 1 – Der Kontext:

Zunächst einmal sollten Unternehmen die eigenen Anforderungen bewerten und eine Kontextanalyse durchführen, die kritische Werte erkennt, Schwerpunkte für das Risikomanagement definiert und damit den Umfang für das Managementsystem festlegt.

Schritt 2 – Die Strategie:

Mit den Erkenntnissen aus Schritt 1 können Unternehmen eine kontextgenaue Strategie festlegen, Ziele definieren und Pläne sowie Maßnahmen daraus ableiten, die realistische zu erreichen sind.

Schritt 3 – Die Planung:

In diesem Schritt muss für einen Überblick der Risiken gesorgt werden. Wir benutzen dafür unser TARRA-System, das aus dem Risikomanagement abgeleitet ist.

T steht für Transfer, also die Einbindungen von jemandem, der die Risiken des Unternehmens besser behandeln kann als man selbst.

A steht für Avoidence, also das Vermeiden von bereits bekannten Risiken, soweit das möglich ist.

R steht für Reduction, also die Reduzierung der Risiken auf ein akzeptables Maß

R steht für Retention – also für das Maß das akzeptierbar ist

A steht für Acceptance – also dafür, dass wir ein Risiko kennen und es kalkuliert eingehen.

Schritt 4 – Die Ressourcen

In diesem Schritt muss zunächst einmal der Bedarf an Ressourcen bestimmt werden, mit denen die gewünschten Ziele erreicht werden können. Ein besonderes Augenmerk sollte hier bei der Qualifizierung von Mitarbeitern liegen. Schulungs- und Sensibilisierungsprogramme helfen dabei.

Schritt 5 – Das operative Führen

Hier geht es nun an die Umsetzung der bereits entwickelten Maßnahmen. Wichtig ist bei der Implementierung von Managementsystemen an dieser Stelle: Sich bietende Chancen müssen ergriffen und Risiken behandelt werden. Um die vordefinierten Ziele zu erreichen, müssen Prozesse und Verfahren also adaptiert werden.

Schritt 6 – Wirksamkeit und Verbesserung

Wer Indikatoren festlegt, kann Veränderungen und die Wirksamkeit der bisher durchgeführten Maßnahmen bewerten.

Wichtig: Ein Managementsystem ist nie perfekt. Es kann und muss daher ständig verbessert werden. So wird ein Unternehmen zum selbstlernenden System, das neue Bedrohungen und „Verletzungen“ so lange zerlegt und analysiert, bis es sich wehren kann. Es entwickelt sich stets weiter und verbessert sich – wie das menschliche Immunsystem.