In den kommenden Wochen – anlässlich des Christopher Street Days – werden auch in 2018 wieder große Demonstrationen und bunte Paraden in vielen Städten weltweit stattfinden. Fantastisch: LGBTQ bekommen so ein Gesicht in der Öffentlichkeit – oftmals schrill, laut und mit Sicherheit in Teilen stereotyp, gleichzeitig aber auch sicht- wie hörbar. Aufmerksamkeit garantiert.

Diese gelebte Vielfalt wird jedoch, leider, nach wie vor von vielen Menschen weder positiv gesehen noch als Bereicherung für die Gesellschaft wahrgenommen, sondern vielmehr als bedrohliche Andersartigkeit. Eine von der vermeintlichen Norm (der Norm des Großteils bzw. des machthabenden Teils einer Gruppe) abweichende sexuelle Orientierung, Religionszugehörigkeit, Migrationsgeschichte, körperliche und/oder geistige Einschränkung: die Liste der menschlichen Heterogenitätsdimensionen ist lang.

Jede Jeck is anders?

Absolut. Doch die im Kölner Karneval fröhlich besungene Vielfalt hat es schwer, sich im Alltag, jenseits von Feierei und Fröhlichkeit, zu behaupten. „Wer will, dass Behinderte dazugehören, kann sie nicht schon in der Schule von ihren Altersgenossen trennen“, schrieb der Wissenschaftsjournalist Martin Spiewak 2014 in der ZEIT zum Thema Inklusion. Eben. Und: das gilt für alle anderen oftmals diskriminierten und benachteiligten Menschen(gruppen) – es muss für sie gelten. Menschen müssen von Beginn ihres Lebens an mit Vielfalt in ihrer Gesamtheit in Berührung kommen.  Sie müssen sich damit auseinandersetzen, Fragen stellen und Ängste äußern dürfen – gerade aufgrund der damit zusammenhängenden Herausforderungen.

Je früher desto besser

Kindergärten und Schulen kommt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle zu. Es ist ein elementarer Unterschied, ob ich als Besucher*in eine Christopher Street Day-Parade sehe oder persönlichen Kontakt zu einem homosexuellen Menschen habe beziehungsweise früh hatte. Es ist ein spürbarer Unterschied, ob ich allgemein über nach Deutschland kommende Flüchtlinge lese, sie in meiner Stadt vielleicht aus der Ferne sehe, oder ob ich geflüchtete Menschen schon in jungen Jahren tatsächlich kennenlerne. Das gleiche gilt, wenn natürlich auch in unterschiedlicher Ausprägung, für alle vermeintlich als anders wahrgenommen Menschen. Ein möglichst früher und persönlicher Kontakt kann dazu beitragen, Andersartigkeit als normal und somit als Vielfalt wahrzunehmen. Ein möglichst früher und persönlicher Kontakt kann dazu beitragen, potentielle Diskriminierung gar nicht erst aufkommen zu lassen.