Studien zeigen, dass keinem Job nachzugehen, zu Depressionen führen kann. Denn Arbeit stiftet Sinn und schafft Struktur. Der australische Sozialforscher Bruce Headey hat für das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung aber auch gezeigt, dass soziales Engagement und Beziehungsziele langfristig zufriedener machen als Karriereziele oder materielle Errungenschaften. Schuften wir also, um krank statt glücklich zu werden? Schon möglich. Denn es gibt ja auch Raucher, obwohl die negativen Konsequenzen deutlich und bekannt sind. Genau wie das Rauchen, kann auch das Arbeiten zur Sucht werden. Und die Folgen dieser Abhängigkeit können erheblich sein.

Wer ist gefährdet?

Die Hintergründe für eine Arbeitssucht sind vielfältig und meistens kommen mehrere Dinge zusammen. Das können persönliche Antreiber sein, wie das Bedürfnis nach Anerkennung oder Macht, aber auch Probleme im Umfeld, beispielsweise in der Beziehung. Die einen setzen Arbeit mit viel Lust gleich. Sie befinden sich während des Jobs in einem regelrechten Flow-Zustand. Andere ackern die Nächte durch, weil sie Ängsten und Zwängen ausgesetzt sind.

Unsere Gesellschaft fördert Workaholics

Sucht kommt von Suchen. Wir suchen nach etwas, dass das ausfüllt, was uns fehlt. Oder wir lenken uns mit unseren Süchten von Problemen ab, vor denen wir lieber die Augen verschließen. Und obwohl jede Suchterkrankung ihren eigenen, ganz persönlichen Antrieb hat, spielen die Rahmenbedingungen unserer Zeit auch eine Rolle. Unsere Gesellschaft sagt noch immer „Wer viel schafft ist auch viel wert“. Also arbeiten wir teilweise bis zum sprichwörtlichen Umfallen. Dabei würden die meisten Workaholics sich selbst noch nicht einmal als solche beschreiben, sondern eher als „besonders engagiert und ehrgeizig“. Sie setzen viel Arbeit mit viel Leistung gleich.

Was hilft aus der Abwärtsspirale?

Doch aus Engagement und Ehrgeiz wird schnell Sucht. Die gelegentliche Nachtschicht wird bald zur Regel. Die Konsequenz: Wir schlafen zu wenig und haben keine Erholungsphasen mehr. Und wenn ein Workaholic doch ein wenig Zeit für sich zur Verfügung hat, nutzt er sie nicht. Er füllt sie zuhause mit weiteren Tätigkeiten. Langfristig bedeutet das meistens, dass wir immer unproduktiver werden und irgendwann zusammenbrechen, einen Burnout erleiden, uns in weitere Süchte flüchten, Beziehungen zerbrechen lassen oder unsere Gesundheit einbüßen.

Sind Sie oder jemand in Ihrem Umfeld gefährdet? Das können Sie tun:

  • Wie bei jeder Sucht, müssen wir einen Ausweg selbst wollen. Wer die Destruktivität seiner Arbeitssucht nicht erkennt, der kann auch keine Entscheidung treffen.
  • Durchbrechen Sie Muster! Fragen Sie sich: Was ist mir bereits zur Gewohnheit geworden, was mir aber eigentlich nicht guttut? Was kann ich stattdessen tun? Die Zigarette nach dem Essen kann man ja auch mit einem Espresso ersetzen.
  • Schluss mit der Verpisserstrategie! Finden Sie heraus, wovor Sie sich bei der Arbeit verstecken? Was ist der Nutzen, den Sie daraus ziehen? Welche Glaubenssätze leiten Sie?

Wer noch weit davon entfernt ist, ein wirklicher Workaholic zu sein, aber sich und andere schützen will, sollte mit gutem Beispiel voran gehen: Pausen einlegen, der Arbeit Grenzen setzen und ausreichend schlafen. Das gilt vor allem für Führungskräfte!