Dr. Monika Hein ist Stimm- und Sprechtrainerin, selbst aber auch Sprecherin und Autorin des Buches „Sprechen wie der Profi„. Sie weiß um die Wirkung der Stimme und spricht im Montagshappen-Interview über Stimme und Selbstbewusstsein, wie wir die eigene Stimme kennenlernen und warum Frauen häufiger mit ihren Stimmen hadern als Männer.
1. Welche Rolle spielt die Stimme fürs eigene Selbstbewusstsein?
Eine sehr große! Wenn ich meine Stimme dünn und piepsig höre und Menschen dauernd sagen „Können Sie mal lauter sprechen?“, dann sinkt mein Selbstbewusstsein beträchtlich. Ich bin abgelenkt von meinem Inhalt und bemühe mich dann mit Druck, lauter zu werden. Wenn ich hingegen meinen „Brustton der Überzeugung“ gefunden habe, ich mich selbst gut hören kann, wenn ich weiß, dass ich mühelos den ganzen Raum füllen kann, dann gewinne ich an Zutrauen und Selbstbewusstsein. Meine Botschaften werden wahrgenommen und ich spreche klar und stark. Das kriegen wir alle hin, wenn wir die Stimme am Brustbein verankern. Wenn wir beim Sprechen hier eine Vibration wahrnehmen, liegen wir richtig. Das lässt sich ganz einfach checken, wenn man die Hand aufs Brustbein legt und langsam und gelangweilt bis 10 zählt. Wenn es am Brustbein brummt, ist die Lage optimal und entspannt.
2. Als Stimm- und Sprechtrainerin, die selbst auch als Sprecherin arbeitet, wissen Sie, welche Wirkung eine „gute“ Stimme hat. Was kann man dafür tun, damit die Stimme ihre Wirkung voll entfaltet?
Das erste und wichtigste ist, die eigene Stimme kennen zu lernen. Ich appelliere an jeden, sich öfter aufzunehmen, auch wenn sich da bei den meisten erstmal die Nackenhaare aufstellen. Wer hört sich schon gerne selbst? Aber hier liegt der erste Schritt: Was ich nicht kenne, kann ich nicht beeinflussen! Also: Öfter mal die eigenen Sprachnachrichten anhören und sich an den Klang der eigenen Stimme gewöhnen. Schritt für Schritt kann ich dann anfangen, den eigenen Klang zu mögen – oder aber zu verändern, was ich nicht so gern mag.
3. Sie geben auch Stimm-Seminare, die auf Frauen abgestimmt sind. Hadern Frauen eher mit der Wirkung der Stimme als Männer und was ist das Ziel solcher Seminare?
Ja, Frauen hadern ein wenig öfter. Das liegt daran, dass ihre innere kritische Stimme so oft mit dabei ist. Diese prüft beim Sprechen immer noch: Ist das alles auch richtig, darf ich das sagen? Was sagt wohl der Chef dazu? Wie höre ich mich eigentlich an….? All diese Fragen tummeln sich im Inneren, das lenkt Männer oft weniger ab als Frauen. Die sind da weniger mutig, einfach mal ein Statement zu machen und zu sehen, was passiert. Leider sind Frauenstimmen zudem noch störanfälliger aufgrund der höheren Frequenzen. Männer klingen bei gleicher Nervosität meist noch souveräner als Frauen, denen die Stimme oft in hohe Lagen „abhaut“. Frauen müssen also lernen, ihre inneren Stimmen zu bändigen und die äußere, hörbare Stimme stark und resonant zu bekommen. Beides zusammen ist oft eine Herausforderung – aber zum Glück können wir ja Multitasking.