Vielen Menschen fällt der Smalltalk schwer – insbesondere solchen Menschen, die gern über substanzreichere Themen reden. Besonders Introvertierte, die gern gründlich nachdenken und soziale Scharaden nicht schätzen, mögen diese Art der Kommunikation nicht. Sie wünschen sich ein Thema, das sie tatsächlich interessiert und kommen sich zuweilen sogar heuchlerisch vor. Aber wir können Smalltalk in der Begegnung mit Unbekannten auch schlecht überspringen.

Wie schön, dass wir uns begegnen

„Mechthild Meier mein Name, wollen wir mal sehen, ob wir eine positive Beziehung aufbauen und uns einigermaßen vertrauen können?“ – schwierig.

Oder: „Hallo, wir kennen uns noch nicht. Wollen wir lieber über das Wetter oder über das Buffet reden?“ Auch so ein direktes Themenangebot kommt vermutlich eher komisch an. Man kann aber durchaus die Begegnung selbst ansprechen, auf eine wertschätzende Art: „Wie schön, dass wir uns begegnen. Ich will Sie schon so lange persönlich kennenlernen.“

Spiel statt notwendiges Übel

Smalltalk ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur echten Begegnung mit anderen Menschen. Am besten wir betrachten ihn nicht als notwendiges Übel, sondern als Spiel. Spielen macht schließlich Spaß, sorgt dafür, dass wir uns fokussieren, bringt Menschen in Beziehung und ermöglicht Räume für alle limbischen Steuerungssysteme. Es entsteht eine innere Haltung der Leichtigkeit.

Eine Spielanleitung:

1. Ignoriere all die „vernünftigen Menschen, die ein Gespräch ohne bestimmtes Ziel für Zeitverschwendung halten.

2. Sieh deine Gespräche als Länder voller Möglichkeiten, in denen du auf Entdeckungsreise bist. Entscheidend ist die Lust, die du hast, dich auf den Weg zu begeben.

3. Sieh in jedem Gespräch die Möglichkeit, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. So wie du im Ausland andere Sprachen, andere Verhaltensweisen und andere Gerichte entdeckst, kannst du in der Begegnung im Gespräch andere Haltungen und Meinungen erkunden. Verzichte dabei auf „die ungünstigen Vier“: etwas einreden, etwas ausreden, ungefragt Kommentare abgeben und ungebetene Ratschläge erteilen. Der Preis wäre zu hoch, denn diese vier Strategien lassen dich unangenehm erscheinen: autoritär und elternhaft, entmündigend und besserwisserisch.

4. Habe den Mut, während des Spiels an den Regeln zu rütteln. Nutze deine Fähigkeit, Dinge von ihrer lustigen Seite zu sehen. Bring deine Gesprächspartner zum Lachen. Lache selbst herzlich. Bring Abwechslung in deine Intonation, in deine Lautstärke oder in dein Tempo. Sag etwas Überraschendes. Oder, wenn die Situation es zulässt: Mach Quatsch. Bleibe dabei immer eines: menschenfreundlich.

5. Betrachte jede Begegnung als Experiment, aus dem sich etwas Spannendes lernen lässt. Deine Erwartung beeinflusst den Prozess.

6. Oder sieh ein Gespräch als Strategiespiel: Überlege, was du wissen willst, was dich an deinem Gegenüber interessiert oder was du erreichen willst. Nimm dir zum Beispiel vor, einen schwierigen Gesprächspartner zu Kooperation zu bringen. Wende Methoden an, die du für vielversprechend hältst. Werde deinen Erfolg oder Misserfolg aus und lerne aus ihm.

7. Ein Gespräch kannst du ebenso als Glücksspiel betrachten: Sieh dir dein Gegenüber an und versuche, mit ihm so zu reden, dass ihr beide etwas davon habt. Ein guter Start: Signalisiere Offenheit und Sympathie. Blickkontakt hilft, ebenso echtes Zuhören und eine freundliche Grundhaltung. Akzeptiere Langeweile nicht. Wenn du den Smalltalk nicht magst, den die Menschen um dich herum veranstalten: Erzähle eine Geschichte. Versuche vom Smalltalk weg zu kommen und persönlicher zu werden oder zu einem Thema überzuleiten, dass dich interessiert. Oder wechsle die Gesprächspartner. Denn leiden ist optional.